Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P5_9
DOI: 10.1055/s-0033-1343566

Uteruserhaltendes Management einer Placenta increta nach uteruserhaltend versorgter Placenta percreta in der vorausgegangenen Schwangerschaft

J Hoffmann 1, A Jank 1, W Henrich 2, H Stepan 1
  • 1Abteilung für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Leipzig
  • 2Klinik für Geburtsmedizin der Charite, Campus Virchow-Klinikum

Fragestellung: Plazentainvasionsstörungen mit Vorliegen einer Plazenta accreta, increta oder percreta stellen große Ansprüche an das pränatale und perinatale Management. Insbesondere die präzise Diagnostik spielt bei der Geburtsplanung eine zentrale Rolle. Aufgrund der großen Blutungsgefahr wird für die Therapie meist ein operatives Management mit en-block-Hysterektomie bevorzugt. Deswegen ist eine erfolgreiche Schwangerschaft mit wiederholter Plazentationsstörung nach konservativ-operativ versorgter Plazenta percreta mit Erhalt des Uterus in der Literatur bisher nicht beschrieben. Mit dem vorliegenden Fall wird die Alternative eines organerhaltenden Managements vorgestellt.

Kasuistik: Wir stellen eine 34-jährigen Patientin vor, welche aufgrund einer damals nicht bekannten Plazenta percreta in der vorangegangenen Schwangerschaft eine Notsectio in der 27. SSW mit uteriner T-Inzision und anschließender Uterusrekonstruktion erhalten hatte. Anamnestisch war eine laparoskopische Myomenukleation im Fundusbereich bekannt. Die pränatale Ultraschalldiagnostik erbrachte in der Folgeschwangerschaft den Verdacht auf ein invasives Plazentawachstum in einem umschriebenen, ca. 5 × 5 cm großen Areal im Fundus-/Vorderwandbereich. Die Narbenregion an der Vorderwand nach uterinem T-Schnitt imponierte sehr dünn und ausgezogen, aber ohne Hinweis auf Plazentainvasionsstörungen. Eine MRT-Untersuchung musste wegen Klaustrophobie abgebrochen werden. Aufgrund des umschriebenen Befundes wurde erneut ein uteruserhaltendes Management angestrebt. Wegen uteriner Kontraktionen erfolgte die vorzeitige Entbindung in der 32+0 SSW. Das Kind und die Plazenta konnten unkompliziert über eine uterine Querinzision entwickelt werden. Die uterine Rekonstruktion nach Exzision des inkreten Bereichs sowie im Narbenbereich der Vorderwand konnte erfolgreich realisiert werden. Die pränatalen und intraoperativen Befunde korrelierten sehr gut.

Schlussfolgerung: Vor allem transmurale Uterusoperationen sind Risikofaktoren für das Auftreten von Plazentainvasionsstörungen. Die Sonografie als gängige und zuverlässige bildgebende Methode liefert essentielle Informationen für die Geburtsplanung. Bei einer geeigneten Befundkonstellation (umschriebener, relativ kranialer Bereich) kann neben dem häufig erforderlichen operativen Management mit en-bloc-Hysterektomie auch ein organerhaltendes Vorgehen diskutiert werden. Die Betreuung bei solch einer Risikokonstellation muss in einem Perinatalzentrum der Maximalversorgung erfolgen.