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DOI: 10.1055/s-0033-1343564
Interdisziplinäre Betreuung bei Schwangerschaft nach kombinierter Pankreas-Nierentransplantation – ein Fallbericht
Hintergrund: Die Häufigkeit von Schwangerschaften nach Organtransplantation hat zugenommen und stellt eine große Herausforderung dar, da sich geburtshilfliche Kernfragen, Fragen nach Wechselwirkungen zwischen notwendiger medikamentöser Therapie und Schwangerschaft, des Risikos für die Transplantatfunktion und des Entbindungsmanagements nur in engem interdisziplinären Konsens klären lassen.
Fallbericht: Wir berichten den Fall einer 40-jährigen Erstgravida mit ausgeprägtem Kinderwunsch, bei der 2008 aufgrund einer terminalen Niereninsuffizienz mit Dialysepflicht auf der Basis eines seit 1984 bestehenden Diabetes mellitus Typ I mit Nephro- und Retinopathie (Amaurosis rechts) eine kombinierte Pankreas-Nierentransplantation durchgeführt wurde. Damit war der absolute Insulinmangel kausal therapiert und die Nierenfunktion unter Tacrolimus, Azathioprin und Prednisolon-Einstellung stabil. Bezüglich einer postoperativ entstanden arterio-venösen Fistel (AVF) im Bereich der A. mesent. sup. des Spenderpankreas hatte sich die Patientin des viszeralchirurgischen Dispensaires entzogen. Der Erstkontakt in unserer Spezialsprechstunde erfolgte nach eingetretener Schwangerschaft. Nebenbefundlich war bei der Patientin ein Uterus bicornis unicollis bekannt. In der 15. SSW traten einmalig vaginale Blutungen auf mit transientem Verdacht auf retrochoriales Hämatom. Nach dezidierter Aufklärung und konsequenter Nutzen-Risiko-Abwägung verzichteten wir trotz des altersbedingten Hintergrundrisikos auf invasive Diagnostik. In der Feinsonografie fiel beim Kind rechtsseitig eine multizystische Nierendysplasie auf. Unter interdisziplinärer Überwachung konnte die Schwangerschaft weitgehend ambulant bis in die 37. SSW geführt werden, pränatal wurde ebenso neonatologische und kindernephrologischen Expertise mit einbezogen. Die Entbindung erfolgte durch elektive Sectio per Längsschnittrelaparotomie unter urologischem und viszeralchirugischem Standby (Mädchen, BEL, 2780 g, APGAR 4 – 6-8). Im Rahmen der Sectio erfolgte bei nunmehr abgeschlossener Familienplanung die irreversible Kontrazeption. Die AVF wurde 2 Wochen nach der Entbindung interventionell-radiologisch versorgt.
Schlussfolgerung: Es handelt sich bei geschilderter Kasuistik um eine komplexe Risikoproblematik, die nahezu das gesamte Spektrum der spezialisierten Interdisziplinarität herausgefordert hat. Die exzellente Zusammenarbeit zwischen der betreuenden niedergelassenen Kollegin und den einzelnen Fachdisziplinen und das Setzen klarer Prioritäten in der Beratung und Betreuung haben wesentlich dazu beigetragen, die Schwangerschaft zu einem für Mutter und Kind guten Ende zu führen.