Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P4_6
DOI: 10.1055/s-0033-1343551

Fulminante Puerperalsepsis durch Streptokokken der Gruppe A

K Rothe 1, S Schrey 1, S Laudi 2, H Stepan 1
  • 1Abteilung für Geburtsmedizin, Universitätsklinikum Leipzig
  • 2Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin, Universitätsklinikum Leipzig

Hintergrund: Die Puerperalsepsis ist eine bakterielle Infektion des weiblichen Geschlechtstraktes im Wochenbett, welche durch das Eindringen pathogener Keime in die Geburtswunden verursacht wird. In vielen Fällen handelt es sich um eine Infektion durch Streptokokken der Gruppe A. Durch ihre besondere enzymatische Ausstattung können sich die A-Streptokokken rasch vermehren und zu foudroyanten Verläufen mit Multiorganversagen und fulminanten Weichteilinfektionen führen.

Kasuistik: Wir berichten über eine 29-jährige schwangere Patientin (GIII/PII) in der 39+0 SSW. Anamnestisch gab es keine Besonderheiten im jetzigen Schwangerschaftsverlauf und eine außerklinische Entbindung war geplant. Die Patientin informierte Ihre Hebamme vorab über eine Scharlacherkrankung der Kinder. In der 39+0 SSW kam es zum Spontanpartus in einer außerklinischen Einrichtung. Die Plazenta folgte spontan, der Blutverlust war unauffällig, jedoch hatte die Patientin bereits peripartal Fieber. Das Kind (Junge, 4095 g, 50 cm) war zunächst deprimiert mit einem Apgar von 4/8/8 und adaptierte sich nur verzögert.

5 Stunden postpartum, bei einer SaO2 des Kindes von < 50% wurde der Notarzt informiert. Bei dessen Eintreffen war die Patientin wach und orientiert (RR 130/90 mmHg; Puls 96/min; SaO2 98%). Es erfolgte die stationäre Einweisung wegen persistierenden Schmerzen und Hyperventilation. Das Kind wurde mit starken Atemstörungen auf die Neo-ITS verlegt. Bei Aufnahme war die Patientin blass, klagte über starke Schmerzen/Nachwehen im Unterbauch und war kreislaufstabil bei einer Temperatur von 35,8 °C. Mit Verdacht auf Kreislaufdysregulation bei protrahierter Geburt wurde die Patientin stationär aufgenommen. Im Blutbild zeigte sich eine Anämie (5,1 mmol/l) sowie Thrombozytopenie (76 Gpt/l) bei normalen Leukozytenwerten. Im Verlauf des nächsten Tages forderte die Patientin wiederholt Schmerzmittel, welche immer nur kurz wirksam waren. Sie wurde zunehmend unruhig, kaltschweißig, zeigte eine Lippenzyanose. Der Blutdruck war hypoton (70/40 mmHg) bei tachykardem Puls von 120/min. Das Abdomen war weich und ohne Abwehrspannung. Unter der Diagnose Endomyometritis mit Sepsis erfolgte die Verlegung der Patientin auf die Intensivstation und es wurde mit einer antibiotischen Therapie begonnen. Zeitgleich erfolgte die Information durch die Neonatologen, dass beim Kind A-Streptokokken nachgewiesen wurden. Die nächsten Stunden verschlechterte sich der Zustand der Patientin dramatisch mit Nierenversagen und Kreislaufinstabilität, sodass die Indikation zur Notfall-Hysterektomie unter Reanimationsbedingungen gestellt wurde. Nach erfolgreicher Reanimation und Hysterektomie wurde ein schwerster distributiver septischer Schock therapiert.

Schlussfolgerungen: Eine Puerperalsepsis durch A-Streptokokken kann foudroyant und ohne typische Infektionszeichen verlaufen. Nur eine frühzeitige Erkennung der septischen Situation und sofortige Antibiotikagabe verhindern einen fatalen Verlauf. Hinweisend sind therapierefraktäre Schmerzen, sehr schlechter Allgemeinzustand, Thrombozytopenie, Leukopenie und sehr hohes CRP.