Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P3_4
DOI: 10.1055/s-0033-1343535

Anwendung der atraumatischen 29G-Nadel bei 2. Trimester-Amniozentesen mit Chorion-Amnion-Dissoziation

M Tchirikov 1, C Scheler 1
  • 1Universitätsklinik für Geburtshilfe des Universitätsklinikums Halle

Fragestellung: Welchen Einfluss hat die Verwendung der atraumatischen 29G-Nadel auf den Verlauf der Schwangerschaften nach Amniozentese im 2. Trimester mit Chorion-Amnion-Dissoziation. Besteht bei nicht verschmolzenen Eihautblättern ein erhöhtes Abortrisiko? Wenn ja, ist eine Punktionsverschiebung um 1 Woche gerechtfertigt?

Methode: Es wurden 366 Amniozentesen und deren Verlauf von Januar 2008 bis Februar 2011 aus dem Department von Geburtshilfe und Gynäkologie des Universitätszentrums Mainz (n = 317) sowie von Mai 2011 bis Dezember 2012 aus der Universitätsklinik für Geburtshilfe Halle (n = 49) ausgewertet. Verwendet wurde die atraumatische Nadel (Tchirikov 29G-needle,HVM Medical GmbH Rotenburg an der Fulda. Der Eingriff erfolgte nach 15 vollendeten SSW. Im Falle einer Chorion-Amnion-Dissoziation wurde der Eingriff mit Einverständnis der Schwangeren um 1 Woche verschoben. Bei Wunsch nach sofortiger Punktion wurde der Eingriff entsprechend durchgeführt. Bei Fortbestehen der C/A nach 1 Woche wurde ebenfalls punktiert. Als eingriffsbedingte Komplikationen wurden nach 7 Tagen post AC gewertet: fetale Bradycardie, Hämatombildung, vorzeitiger Blasensprung, vaginale Blutungen und Aborte.

Ergebnisse: Bei 140 Ultraschalluntersuchungen lag eine Chorion/Amnion-Dissoziation vor (mittlere Distanz: 1,27 mm): 100 Schwangere wünschten die zeitnahe Amniozentese, in 40 Fällen wurde diese um eine Woche verschoben, zu diesem Zeitpunkt war es bei 19 Fällen immer noch zu keiner Fusion gekommen. Bis dato konnte der Verlauf bei 351 Schwangerschaften erfasst werden. 5 Fälle waren nicht erreichbar. 10 Schwangerschaften sind noch aktiv. Es traten bis auf kurzanhaltende Bradycardien (n = 4) nach zeitgleicher Amniozentese keine Komplikationen innerhalb der ersten 7 Tage nach Amniozentese auf. Im Ergebnis der Fruchtwasseruntersuchung traten 17 pathologische Karyotypen auf, davon wurde in 13 Fällen die Schwangerschaft terminiert. Wegen Muskeldystrophie sowie Spina bifida wurde jeweils eine Schwangerschaft abgebrochen. Einmal war ein missed abortion bei Trisomie 21 trat auffällig und einmal kam es zum intrauterinen Fruchttod aufgrund einer Plazentainsuffizienz.

Schlussfolgerung: Die Chorion-Amnion-Dissoziation bzw. die aufgeschobene Amniozentese zeigte keinen Einfluss auf die Komplikationsrate bei Verwendung dieser speziellen Nadel. Ein Verschieben des Eingriffs scheint keine Vorteile zu bringen, zumal in knapp der Hälfte der Fälle immer noch keine Fusion vorlag. Auch der Wunsch nach zeitnaher Amniozentese, immerhin sprachen sich über zwei Drittel der Schwangeren dafür aus, ist schon aus psychologischen Gründen gerechtfertigt. In diesen Fällen ist die Verwendung der atraumatischen 29G-Nadel empfehlenswert.