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DOI: 10.1055/s-0033-1343523
Fournier-Gangrän der Frau – Kasuistik, Differentialdiagnostik und Therapie
Fragestellung: Die Fournier-Gangrän ist eine seltene Form der Fasziitis necroticans in der Genital-, Perineal- und Inguinalregion. Überwiegend sind Männer vom 50. bis 80. Lebensjahr betroffen. Frauen weisen eine im Vergleich höhere Mortalität von bis zu 40 Prozent auf. Anhand der Kasuistik soll ein Überblick über die Erkrankung, prädisponierende Faktoren, Differentialdiagnosen und Therapieoptionen gegeben werden.
Methodik: Es wird der Fall einer 61-jährigen Patientin mit einer Fournier-Gangrän unter Sorafenib bei rezidiviertem Nierenzellkarzinom vorgestellt und die aktuelle Literatur ausgewertet.
Ergebnisse: Bei der Fournier-Gangrän handelt es sich um eine nekrotisierende, meist polymikrobielle Infektion von Kutis, Subkutis und Faszien der Genital-, Perineal- und Inguinalregion. Die Ausbreitung auf das angrenzende Gewebe von Oberschenkel und Abdomen ist möglich. Frauen weisen aufgrund der anatomisch bedingt höheren Inzidenz von Peritonitis und retroperitonealer Ausbreitung eine im Vergleich zu Männern höhere Mortalität von 20 bis 40 Prozent auf. Die häufigsten Erreger sind E. coli, S.aureus, Streptokokken spezies und P. aeroginosa. Diabetes mellitus, Adipositas, Immunsupression, Chemotherapie, Alkohol- und Drogenabusus sowie eine Bestrahlung stellen prädisponierende Faktoren dar. Leitsymptom sind starke Schmerzen im Infektionsbereich. Nach charakteristischen Hautveränderungen folgt rasch ein SIRS. Die Verdachtsdiagnose resultiert aus dem klinischen Verlauf. Unterstützend können bildgebende Verfahren wie Sonografie, CT oder MRT genutzt werden. Beweisend ist die Histologie. Differentialdiagnostisch sind nicht-nekrotisierende Weichteilinfektionen sowie Autoimmunerkrankungen zu erwägen. Therapie der Wahl ist die chirurgische Intervention mit Wunddébridement unter Breitbandantibiose. Die Rekonstruktion der meist ausgeprägten Defekte kann mittels Lappenplastiken oder Spalthauttransplantation erfolgen. Die spärliche Literatur zur Fournier-Gangrän umfasst Kasuistiken sowie ein Review. Die vorgestellte Patientin entwickelte ausgehend von Vulva und Mons pubis eine Fournier-Gangrän, die schließlich flächig einen Oberschenkel sowie das gesamte Hypo- und Epigastrium umfasste. Nach Therapie des SIRS, spezifischer Antibiose und 21maligem Wunddébridement konnte die Patientin zur plastischen Deckung per Spalthauttransplantation überwiesen werden.
Schlussfolgerung: Die durch H.Baurienne 1764 erstmals beschriebene, nach Jean Alfred Fournier benannte Erkrankung stellt eine seltene, oft letal verlaufende nekrotisierende Weichteilinfektion der Genital-, Inguinal- und Perianalregion dar. Mit einem Verhältnis von 10:1 sind Männer deutlich häufiger betroffen als Frauen. Hauptsächlich liegen polymikrobielle Infektionen vor. Richtungsweisend für die Diagnose ist der klinische Verlauf. Aufgrund der insbesondere bei Frauen hohen Mortalität ist die rasche chirurgische und antibiotische Therapie entscheidend für die Prognose.