Geburtshilfe Frauenheilkd 2013; 73 - P1_6
DOI: 10.1055/s-0033-1343513

Excretion von Gelpartikeln aus den laktierenden Mammae bei 3 Jahre zuvor durchgeführter intramammärer Injektionsbehandlung mit Macrolane zur Augmentation

A Herrmann 1, M Brenner 1, J Herrmann 1
  • 1Sophien- und Hufeland-Klinikum Weimar, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe

Einleitung: Macrolane ist ein Produkt auf Hyaluronsäurebasis, welches zur „Körperkonturierung“ mittels subcutaner Injektion eingesetzt wird. Die schwedische Herstellerfirma Q-Med/Galderma gibt an, dass es keine Daten zu möglichen Nebenwirkungen bei Kindern, Schwangeren oder Stillenden gibt. Das Produkt würde nach 12 – 24 Monaten durch körpereigene Enzyme komplett abgebaut.

Fallvorstellung: Die 34-jährige IV. Gravida IV. Para wurde spontan von ihrem Kind entbunden und konnte am 2. postpartalen Tag bei subjektivem Wohlbefinden nach Hause entlassen werden. Die Patientin stillte zu diesem Zeitpunkt ihr Kind voll, der Milcheinschuß war am Entlassungstag. Am Folgetag stellte sich die Patientin erneut in unserer Klinik vor und berichtete über sehr schmerzhaft gespannte Brüste. Zur besseren Entleerung der Brust hatte sie nach dem Anlegen des Kindes abgepumpt, dabei seien ihr kleine Gelkügelchen in der Milch aufgefallen. Tatsächlich zeigten sich sowohl auf der Stillvorlage als auch an den Brustwarzen mehrere bis zu ca. 1 mm große durchsichtige Gelpartikel. Die Mammae waren nicht gerötet, erschienen jedoch palpatorisch insgesamt sehr fest, ein einzelner Herd war nicht abgrenzbar. Sonographisch fielen beidseits in allen Quadranten subcutan jeweils ca. 2,5 cm im Durchmesser messende echoarme Regionen auf, Hinweise auf einen Milchstau oder Abszedierung fanden sich nicht. Auf wiederholte Nachfrage gab die Patientin an, 3 Jahre zuvor eine Injektionsbehandlung mit Hyaluronsäure zur Brustvergrößerung erhalten zu haben. Nach eigenen Recherchen und Rücksprache mit dem Pädiater empfahlen wir wegen ungenügender Datenlage das sekundäre Abstillen.

Schlussfolgerung: Da das Produkt offensichtlich auch noch nach mehreren Jahren im Körper nachweisbar ist und es keine ausreichenden Daten zu möglichen Nebenwirkungen bei den gestillten Säuglingen gibt, ist von einer intramammären Anwendung bei Frauen mit noch bestehendem Kinderwunsch abzuraten bzw. müßten diese über die mögliche Notwendigkeit des primären Abstillens aufgeklärt werden. Wegen eventueller Einschränkungen in der radiologischen Diagnostik nach Behandlung mit Macrolane wird das Produkt aktuell vom Hersteller nicht mehr für die Brustvergrößerung beworben.