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DOI: 10.1055/s-0033-1341698
Der Diabetes Self-Management Questionnaire (DSMQ): Psychometrische Analyse eines neuen Fragebogeninventars zur Güte der Diabetes-Selbstbehandlung
Fragestellung: Die Prognose eines Diabetes ist in hohem Maße abhängig von einer effektiven Selbstbehandlung. Zuverlässige Instrumente zur Erfassung des Selbstbehandlungsverhaltens sind daher wichtig. Leider existiert im deutschsprachigen Raum bislang nur ein Fragebogen zum Selbstbehandlungsverhalten, der Summary of Diabetes Self-Care Activities Measure (SDSCA), dessen Evaluation eine nur befriedigende Validität anzeigt. Aus diesem Grund wurde der Diabetes Self-Management Questionnaire (DSMQ) entwickelt. Ziel der vorliegenden Studie ist die psychometrische Evaluation des neuen Fragebogens.
Methodik: Der DSMQ erfragt anhand von 16 Items das Selbstbehandlungsverhalten der letzten acht Wochen. Neben dem Summenscore als globalem Behandlungsgütemaß können vier Subskalenscores berechnet werden, welche die Bereiche “diabetesgerechte Ernährung” (4 Items), “Blutzucker-Selbstkontrolle/medikamentöse Behandlung” (5 Items), “körperliche Aktivität” (3 Items) und “Einhaltung/Vermeidung von Arztkontakt” (3 Items) bewerten. Für die vorliegende Studie wurden 261 stationäre Patienten (Alter: 52 ± 15J.; 42% weiblich; BMI: 30 ± 7 kg/m2; 58% Typ-1-DM; Dauer: 17 ± 10J.; 92% mit Insulin; HbA1c: 8,6 ± 1,5%; 51% mit Folgekrankheiten) untersucht. Itemeigenschaften, Reliabilität (Konsistenz) sowie faktorielle Struktur des DSMQ wurden bestimmt und die Validität anhand von Korrelationen mit den parallelen Skalen des SDSCA und dem HbA1c-Wert bewertet.
Ergebnisse: Der DSMQ zeigte gute Itemkennwerte (mittlere Schwierigkeit: 47 ± 25; mittlere korrigierte Trennschärfe: r= 0,46 ± 0,12; Homogenität: r= 0,25) und eine gute Reliabilität (Summenskala: α= 0,84; Subskalen: α= 0,72 ± 0,08). Die Faktorenaanalyse (nach Kaiser-Kriterium) ergab eine vierfaktorielle Struktur (Varianzaufklärung: 60%) und die Faktorladungen der Items bestätigten die inhaltliche Skalenstruktur. Die DSMQ-Skalen zeigten signifikante Korrelationen mit den parallelen Skalen des SDSCA (alle zwischen r= 0,52 und 0,58, alle p < 0,01) und dem HbA1c-Wert (“Ernährung”: r=-0,30; “BZSK/Behandlung”: r=-0,39; “körperliche Aktivität”: r=-0,15; “Arztkontakt”: r=-0,22; Summenskala: r=-0,40; alle p ≤0,01). Alle HbA1c-Korrelationen waren jeweils signifikant größer als die der parallelen SDSCA-Skalen (alle p ≤0,02).
Schlussfolgerungen: Die Studienergebnisse zeigen eine gute psychometrische Qualität des DSMQ und sprechen für eine hohe faktorielle und kriterienbezogene Validität. Damit steht ein reliabler und valider Fragebogen zur Erfassung des Selbstbehandlungsverhaltens zur Verfügung. Der DSMQ kann sowohl in der Forschung (z.B. über Prädiktoren einer effektiven Selbstbehandlung), als auch der klinischen Praxis (z.B. zum Screening von Risikoverhalten) eingesetzt werden.
Diese Arbeit wurde unterstützt vom „Kompetenznetz Diabetes mellitus“ (FKZ 01GI1107).