Handchir Mikrochir Plast Chir 2013; 45 - V0031
DOI: 10.1055/s-0033-1341636

Verbesserung der Narbenästhetik durch titanbeschichtetes Nahtmaterial (Seratan®) durch optimierte Wundheilung

A Saalabian 1, 2, K Steinhäuser 1, U Kneser 1, 3, RE Horch 1
  • 1Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Universitätsklinikum Erlangen, Plastische und Handchirurgische Klinik, Erlangen, Deutschland
  • 2Krankenanstalt Rudolfstiftung Wien, Abteilung für Plastische und Wiederherstellende Chirurgie, Wien, Österreich
  • 3Klinik für Hand, Plastische und Rekonstruktive Chirurgie – Schwerbrandverletztenzentrum – Klinik für Plastische Chirurgie der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Heidelberg, Deutschland

Einleitung: Bei der Suche nach einem idealen Nahtmaterial zum Wundverschluss in Bezug auf Wundheilung und ästhetischen Narbenbild besteht der Wunsch nach einer Minimierung der lokalen Entzündungskaskade sowie einer optimalen Biokompabilität. Vielversprechend erscheint da die Kombinierung des Elementes Titan, welches in der Implantologie bereits seit Jahren beide Eigenschaften ausweist, mit einem Nahtmaterial zum kutanen Wundverschluss. Ein mit TiO2Dioxid beschichteter Polyamidfaden (Seratan®, SERAG-WIESSNER KG) könnte sich diesem optimierten Wundheilungsverlauf zu Nutze machen. Die folgende prospektive randomisierte Studie zeigt die Unterschiede in der Wundheilung zwischen Seratan® und eine identen Polyamidfadens ohne Titanbeschichtung (Seralon®).

Patienten und Methode: Im Zeitraum von 01/2011 bis 07/2011 wurden insgesamt 21 gesunde Probanden mit einem Mindestalter von 18 Jahren in diese Studie eingeschlossen, an welchen eine elektiven Eingriff an der Hand/Unterarm mit einer Mindestnahtstrecke von 4 cm an der Klinik für Plastische und Handchirurgie der Universitätsklinik Erlangen durchgeführt wurde. Ein positives Votum der Ethik-Kommission der UK Erlangen versteht sich als obligat. Die Narbe wurde in der Mitte geteilt und in selber Technik (Einzelknopfnähte) und mit identem Verbandsmaterial versorgt. Es erfolgten zahlreiche Nachuntersuchungen wie Vancouver Scar Scale (VSS), Patient and Observer Assessment Scale (POSAS), Cutometer-Messungen sowie die verblindete Auswertung einer standardisierten Fotodokumentation. Die Untersuchungen erfolgen an dem 14. postoperativen Tag in regelmäßigen Intervallen (6 Wochen, 3 und 6 Monate) bis 12 Monate post OP. Die statistische Auswertung erfolgte durch das Institut für Medizininformatik, Biometrie und Epidemiologie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Ergebnisse: Von den 21 Probanden konnten 18 (86%) vollständig untersucht werden. Bei der Fotoauswertung am 14 postoperativen Tag zeigten sich signifikant (p = 0,004) weiniger lokale Entzündungszeichen sowie ein homogeneres Narbenbild sowie bessere (p = 0,046) Werte beim VSS nach 12 Monaten für den titantbeschichteten Faden. Auch in den anderen Auswertungen zeigten sich tendenziell bessere Resultate für den Seratanfaden. Im zeitlichen Verlauf zeigte sich jedoch auf die 12 Monate hin eine Annäherung von Seralon® an Seratan®. Differenzen in Bezug auf das intraoperative „handling“ sowie der physikalischen Eigenschaften der Fäden untereinander zeigten sich nicht. Zusätzlich konnte im Rahmen einer Re-OP eine dieser Narben nach 6 Monaten exzidiert werden und histo-pathologisch aufgearbeitet werden – auch hierbei zeigten sich weniger nachweisliche Entzündungszeichen und homogenere Zellschichten.

Schlussfolgerung/Diskussion: Die durchgeführte klinische Studie zeigt dass, die Titanisierung des Nahtmaterials zu einer messbaren Verbesserung der Wundheilung und der daraus resultierenden Narbenqualität führt. Die Werte zwischen den beiden Gruppen nähern sich im Verlauf der physiologischen Wundheilung – Narbenausreifung (2 Wochen – 12 Monaten). Es ist zu diskutieren ob ein vermehrtes Einbringen des beschichteten Nahtmaterials wie z.B. bei der Intrakutannaht oder ein längerer Verbleib der Titan Ionen im Gewebe bei auftragen auf einen resorbierbaren Faden nochmalig verbesserte Ergebnisse aufweisen könnte. Auch eine Dämmung der Entzündungskaskade bei Problemwunden wie z.B. hypertrophen Narben wäre durch diese ersten Ergebnisse vorstellbar. Diese Thesen bedürfen jedoch einerseits noch Langzeitergebnissen sowie weiterer qualitativer Studien mit größeren Fallzahlen.