Handchir Mikrochir Plast Chir 2013; 45 - V0011
DOI: 10.1055/s-0033-1341631

Otoplastik – Korrektur einer Otapostasis durch Kombination verschiedener Techniken

D Jurkovic 1, W Gubisch 1
  • 1Marienhospital Stuttgart, Plastische Gesichtschirurgie, Stuttgart, Deutschland

Die Otoapostasis zählt zu den häufigsten Fehlbildungen im Hals- und Kopfbereich und ist mit einer Inzidenz von 5% beschrieben (Adamson PA, Strecker HD (1995) Otoplasty techniques. Facial Plast Surg 11: 284 – 300). Meistens liegt eine Conchahyperplasie, eine schwache oder weitgehend fehlende Ausbildung der Anthelixfalte sowie eine zu stark anterolateral rotierte Concha vor. Eine mäßige bis stark ausgeprägte Otapostasis weist oft eine Kombination der genannten Kriterien auf. Hilfreich für die Indikationsstellung sind die Vermessung des Winkels zwischen Ohrmuschel und Schädel (> 30 °) sowie der mittlere Mastoid-Helixabstand (> 26 mm). Eine Korrektur kann ab dem 5. Lebesjahr erfolgen, da die Ohren weitgehend ausgewachsen sind, das Kind in der Regel noch nicht dem Spott der Umgebung für diese Fehlbildung ausgesetzt war und die postoperative Nachsorgemaßnahmen ausreichend toleriert werden.

In den vergangenen drei Jahren (2010 – 2012) führten wir 203 Otoplastiken durch. Davon waren 13% Revisions-Otoplastiken anderorts voroperiert. In der Analyse der sekundären Otoplastiken waren die häufigsten Komplikationen eine partielle Re-Otapostasis mit erneut abstehendem oberen Ohrpol, Hautnekrosen durch Schädigung des subdermalen Gefäßplexus (Fallbeispiel 1) oder eine postoperative Hämatombildung sowie Keloide.

Die präoperative Planung beinhaltet eine exakte individuelle Analyse der Fehlbildung. Ziel des Eingriffs ist eine Verkleinerung des Winkels zwischen Ohr und Schädel auf etwa 15 ° unter Schaffung einer harmonischen Form mit Bildung einer deutlichen Anthelixfalte sowie eine glatte runde Helixform ohne Konturunterbrechung.

Wir kombinieren Prinzipien der Nahttechnik nach Mustardé, sowie die anteriore Ritztechnik nach Chongchet und Crikelair über einen posterioren Zugang wie von Reichert propagiert. Die Concha wird in korrekter Position mit einer Concharotationsnaht nach Furnas stabilisiert.

Die Schnitttechnik nach Converse lehnen wir ab. Da bei diesem destruierendem Verfahren häufig scharfe Kanten entstehen, die zu einem unnatürlich aussehendem Ergebnis führen.

Unserer Meinung nach kann durch Kombination einer Anthelixplastik unter Verwendung der Naht- und Ritztechnik mit zusätzlicher Concharotation in der Regel sowohl ein vergrößerter Winkel zwischen Concha und Mastoid wie auch eine Conchahyperplasie ohne zusätzliche destruierende Knorpelinzisionen oder Exzisionen korrigieren werden.

Fallbeispiel 1:

16-jähriger Patient mit Verlust der anterioren Ohrmuschelhaut im Bereich des Crus inferior, der Cymba sowie der Concha nach anterioren Otoplastik anderorts. Die Defektdeckung erfolgte mit einer mastoidal gestielten Durchzugslappenplastik.