Handchir Mikrochir Plast Chir 2013; 45 - V0028
DOI: 10.1055/s-0033-1341615

Silikonbleeding trotz Titanschicht – klinisch-histologische Auswertung nach Explantation von TiBREEZE-Implantaten

D Möllmeier 1, PD Bergmann 2, F Masberg 1, Ö Senyaman 2, K Mauss 2, H Knaack 1, P Mailänder 2, R Mett 1
  • 1Helios Kliniken Schwerin, Klinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie
  • 2Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck, Sektion für Plastische Chirurgie, Handchirurgie, Intensiveinheit für Schwerbrandverletzte

Einleitung: Die deutschen Behörden des BfArM gaben am 6. Januar 2012 die Empfehlung aus, neben PIP- und Rofil-Implantaten als Vorsichtsmaßnahme ebenso TiBREEZE-Implantate entfernen zu lassen. TiBREEZE Brustimplantate waren von September 2003 bis August 2004 zur Brustaugmentation verfügbar. Bei einem Teil dieser Implantate war wegen des gleichen Herstellers ebenfalls eine Füllung minderwertiges Silikon, wie auch bei PIP- und Rofil-Implantaten, vermutet worden. Als Besonderheit war eine Titanisierung der Implantathülle durch die GfE Medizintechnik erfolgt. Nach Angaben der Firma wurden TiBREEZE Brustimplantate deutschlandweit bei 280 Frauen eingesetzt. Bei insgesamt 728 TiBREEZE -Implantaten weltweit seien bislang nur in zwei Fällen Implantatrisse gemeldet worden. Nach Mitteilung der GfE gebe es wissenschaftliche Anhaltspunkte dafür, dass die Titanschicht der Kissen ein „Ausschwitzen“ des Silikons (Silikonbleeding) um 40 Prozent reduziere.

Material und Methode: In unserer Klinik wurden im genannten Zeitraum bis 2004 bei 30 Patientinnen TiBREEZE-Implantate eingesetzt. Bis auf 2 Fälle mit einer Kapselfibrose Stadium 3 nach BAKER bestand bei den übrigen Patientinnen ein gutes Langzeitergebnis ohne klinisch relevante Kapselfibrose bzw. durch Implantate verursachte Beschwerden. Trotz Information und Beratung wünschten lediglich acht Patientinnen im Jahr 2012 einen prophylaktischen Implantataustausch. In allen 8 Fällen erfolgte ein Austausch der Implantate mit mikrobiologischer Untersuchung und Entfernung des Kapselgewebes einschließlich histologischer Aufarbeitung.

Ergebnisse: Bei der histologischen Untersuchung des Kapselgewebes zeigte sich der aus der Literatur bekannte dreischichte Aufbau. Bei zehn von 16 Implantaten zeigte sich eine deutliche zelluläre inflammatorische Reaktion. Bei insgesamt 12 Implantaten stellten wir Silikonbleeding und fast ebenso viele Silikonome und Schaumzellen fest. Mikrobiologisch wurde nur bei einer Kapsel eine Kontamination mit Staphylococcus species festgestellt. Axilläre Lymphknotenschwellungen wurden präoperativ klinisch als auch sonografisch ausgeschlossen. Zwei Implantate zeigten einen vollständigen Hüllenverlust mit freiliegendem Silikongel in der Implantathöhle.

Diskussion: Es zeigte sich eine auffällige Diskrepanz zwischen klinisch blandem Untersuchungsbefund mit guten kosmetischen Langzeitergebnissen und den intraoperativen Resultaten mit Silikonbleeding und Implantathüllenrupturen. Die Empfehlung zur vorsorglichen Entfernung der Implantate erwies sich damit als gerechtfertigt, auch wenn die Intensität der zu erwarten gewesenen Fremdkörperreaktionen zum Zeitpunkt des Implantataustausches klinisch unbedeutend war.