Zeitschrift für Phytotherapie 2013; 34 - V17
DOI: 10.1055/s-0033-1338192

Pharmakokinetische Untersuchungen zur anxiolytischen Wirkung der Flavonole Kämpferol und Quercetin

C Vissiennon 1, O Kelber 2, V Butterweck 3, K Nieber 1
  • 1Universität Leipzig, Institut für Pharmazie, Brüderstr. 34, 04103 Leipzig, Deutschland
  • 2Steigerwald Arzneimittelwerk GmbH, Wissenschaftliche Abteilung, Havelstr. 5, 64295 Darmstadt, Deutschland
  • 3Fachhochschule Nordwestschweiz, Institut für Pharma Technology, Gründenstr. 40, 4132 Muttenz, Schweiz

Flavonoide sind weit verbreitete Pflanzeninhaltsstoffe mit einer Vielzahl unterschiedlicher pharmakologischer Effekte. Sie wirken antioxidativ, antiinflammatorisch, antikarzinogen, immunstimulierend und vasodilatierend. In-vivo- und In-vitro-Studien bestätigten, dass die Flavonole Kämpferol und Quercetin durch die intestinale Mikroflora zu korrespondierenden Hydroxyphenylessigsäurederivaten metabolisiert werden. Es ist weiterhin bekannt, dass sie nach peroraler Gabe anxiolytische Wirkung im Elevated Plus Maze zeigen. Ziel dieser Studie war es, die Hypothese zu prüfen, dass Flavonoide Prodrugs sind, welche durch die mikrobielle Darmflora in ihre aktive Form umgewandelt werden müssen.

Dazu wurde der Einfluss des Applikationsweges auf die anxiolytische Wirkung als Parameter für die vermittelten zentralen Wirkungen untersucht. Es wurden die anxiolytischen Effekte der Flavonole Kämpferol und Quercetin nach peroraler (p.o.) und intraperitonealer (i.p.) Gabe an Mäusen in einem Dosisbereich von 0,1 – 2,0 mg/kg im Elevated Plus Maze bestimmt. Die korrespondierenden Metaboliten p-Hydroxyphenylessigsäure (pHPAA) und 3,4 Dihydroxyphenylessigsäure (DOPAC) wurden nach i.p.-Gabe getestet. Kämpferol und Quercetin beeinflussten die anxiolytische Wirkung nach i.p.-Gabe nicht. Für die korrespondierenden Hydroxyphenylessigsäure-Metabolite pHPAA und DOPAC wurden anxiolytische Wirkungen nach i.p.-Gabe festgestellt.

In weiteren Untersuchungen wurde eine Darmsterilisation durch Vorbehandlung mit dem Antibiotikum Enrofloxacin (7,5 mg/Tag, p.o., für 4 Tage) durchgeführt. Nach Inaktivierung der bakteriellen Mikroflora zeigten Kämpferol und Quercetin im Gegensatz zur Positivkontrolle Diazepam keine anxiolytische Wirkung. Diese Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass die Flavonoide Kämpferol und Quercetin Prodrugs sind und in ihre aktive Form umgewandelt werden müssen, um anxiolytische Effekte auszulösen. Die anxiolytische Wirkung von Kämpferol und Quercetin nach peroraler Gabe erfordert eine intakte bakterielle Mikroflora. Dies lässt den Schluss zu, dass sie in der Darmflora metabolisiert werden. Da pHPAA und DOPAC einen vergleichbaren anxiolytischen Effekt zeigten, ist es wahrscheinlich, dass diese die aktiven Metaboliten darstellen und die anxiolytische Wirkung induzieren.