PPH 2013; 19(02): 57
DOI: 10.1055/s-0033-1338148
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial

Michael Schulz
Further Information

Publication History

Publication Date:
20 March 2013 (online)

Liebe Leserinnen und Leser,

„Überwachen und Begleiten“ haben wir den Schwerpunkt dieser Ausgabe genannt. Begleiten passt besser zu unserem Berufsethos und doch gehört auch der Aspekt des Überwachens zur Tätigkeit von Psychiatrisch Pflegenden.

Gerade Psychiatrische Kliniken im Bereich der Akutversorgung haben zunehmend kränkere Menschen bei abnehmender Verweildauer auf ihren Stationen. Die damit einhergehende Leistungsverdichtung wird sich aller Voraussicht nach mit dem neuen Entgeltsystem eher verschärfen als entspannen.

Die Umsetzung von Überwachen und Begleiten in der Praxis ist kompliziert: Wer ordnet so etwas an, wer führt eine Überwachung und Begleitung durch und welche fachlichen Regeln sind dabei zu beachten? Bei intensiver Beschäftigung mit dem Thema stellt man fest, dass es zwar ethisch eine hohe Brisanz hat, wissenschaftlich aber kaum erforscht ist. Da die intensive Überwachung das Kerngeschäft der Psychiatrischen Pflege ist, sollte sie Gegenstand von Pflegeforschung aber auch von politischer Diskussion sein.

Durch maximale Überwachung erhofft man sich, das Risiko für die Patienten zu minimieren. Dadurch besteht aber auch die Gefahr, dass die Möglichkeiten der Patienten, im Hinblick auf die Entfaltung und Gestaltung des Gesundungsprozesses, zu sehr eingeschränkt werden. Deshalb bedarf es auch seitens des Pflegemanagements und der jeweiligen Klinikleitung einer kritischen Betrachtung. Dazu soll dieses Heft einen Beitrag leisten.

Außerdem möchten wir den Blick in dieser Ausgabe etwas weiten und in andere, der Psychiatrischen Pflege eher unbekannte Regionen schauen. Hierdurch wird deutlich, wie unendlich reich die Pflege ist. Oder wie der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber sagen würde: „Der Mensch wird am Du zum Ich“. Auf die Psychiatrische Pflege übertragen bedeutet das: Erst wenn wir andere Bereiche der Pflege sehen, können wir erkennen, was uns an unserem Setting gut und was uns weniger gut gefällt.

Im Namen des Beirates wünsche ich Ihnen mit dieser Ausgabe Freude und hilfreiche Einsichten.

Michael Schulz