Gesundheitswesen 2013; 75 - P64
DOI: 10.1055/s-0033-1337595

Grundprinzipien des vorsorglichen Umgangs mit der Installation von Mobilfunk-Basisstationen

H Hutter 1, M Kundi 1, H Moshammer 1, W Mosgöller 2, P Wallner 1
  • 1MedUni Wien, Institut für Umwelthygiene, ZPH, Wien, Österreich
  • 2MedUni Wien, Institut für Krebsforschung, Wien, Österreich

Abgesehen vom Baurecht gibt es in Österreich für die Errichtung von ortsfesten Funkanlagen keine gesetzlichen Beschränkungen, sofern die Bestimmungen des Telekommunikationsgesetzes eingehalten werden. Information und Einbindung der lokalen Bevölkerung sowie Behandlung gesundheitlicher Aspekte sind bei Standortwahl und Errichtung nicht vorgesehen. Fallweise kommt es bei der Errichtung von Basisstationen zu Besorgnissen in der Bevölkerung bezüglich nachteiliger gesundheitlicher Auswirkungen. Kommunen, die mit solchen Fragestellungen konfrontiert sind, sind oft aufgrund der komplexen Materie überfordert. Ein Leitfaden zum professionellen Umgang mit diesen Situationen fehlte bisher in Österreich.

Basierend auf Erfahrungen mit Konflikten rund um die Installation von Basisstationen wurde eine Vorgehensweise entwickelt, die die Abschätzung der Expositionssituation vor Errichtung mit der Anwendung eines Zielwertes für die Exposition gegenüber HF-Quellen kombiniert. Die Ableitung dieses vorläufigen Zielwertes basiert auf einem systematischen Literatur-Review und folgt dem Standardverfahren in der Umwelthygiene.

Vorgeschlagen wird ein abgestuftes Vorgehen: (1) Ermittlung möglicher Standorte für die Errichtung, (2) Ermittlung jener Anrainer mit den höchsten zu erwartenden HF-Immissionen für jeden gewählten Standort, (3) Abschätzung der Hintergrund-Exposition, (4) Berechnung der maximalen kumulativen Exposition für die verschiedenen Szenarios, (5) Vergleich mit dem Zielwert und medizinische Bewertung.

Der Oberste Sanitätsrat in Österreich empfiehlt aus Vorsorgegründen sich am Minimierungsprinzip zu orientieren und die Exposition der Bevölkerung durch HF-Felder so niedrig wie möglich zu halten. Das vorgeschlagene dialog-gesteuerte Vorgehen entspricht dieser Forderung („umsichtige Vermeidung“) und berücksichtigt gleichzeitig die Versorgungssicherheit. Die Zusammenarbeit von Bürgern, Politikern, Behörden und Providern erhöht zudem auch die Akzeptanz eines „gefundenen“ Standortes.