Gesundheitswesen 2013; 75 - P44
DOI: 10.1055/s-0033-1337576

Mit unterschiedlichen Angeboten verschiedene Zielgruppen erreichen – das Erfolgsrezept der Karlsruher Frühen Prävention

J Käßmann 1, B Joggerst 2
  • 1Landratsamt Karlsruhe, Dezernat IV, Gesundheitsamt, Karlsruhe
  • 2Gesundheitsamt am LRA Karlsruhe und weitere Mitarbeiter des Gesundheitsamtes Karlsruhe, Amtsärztlicher Dienst und GBE, Karlsruhe

Einleitung:

In der Stadt Karlsruhe werden im Rahmen der Frühen Prävention Angebote von drei verschiedenen, aber eng kooperierenden Einrichtungen gewährleistet:

  • die psychologisch orientierte Beratungsstelle Frühe Hilfen in kommunaler Trägerschaft

  • das Fachteam Frühe Kindheit in der Trägerschaft verschiedener Wohlfahrtsverbände, das aus Sozialarbeiterinnen besteht.

  • Familienhebammen, Ärztinnen und eine Kinderkrankenschwester des Gesundheitsamtes und Familienhebammen von Pro Familia.

Die Einrichtungen bieten unterschiedliche Unterstützungsleistungen für Schwangere und Eltern Neugeborener an. Für 2011 wurden Daten zu 357 betreuten Familien für die einzelnen Einrichtungen ausgewertet.

Ergebnisse: Die Gruppen der drei oben genannten Einrichtungen erreichen unterschiedliche Zielgruppen:

  • Die Beratungsstelle Frühe Hilfen bietet psychologische Beratung zu Fragen und Problemen in den ersten beiden Lebensjahren. In der Regel handelt es sich um eine Kommstruktur, selten erfolgen auch Hausbesuche.

  • Sie erreicht Mitte 30-jährige, eher gut situierte und ausgebildete Mütter in intakten Familien, die aufgrund von Regulationsstörungen der Kinder psychisch belastet und verunsichert sind.

  • Das Fachteam Frühe Kindheit erreicht über Elterncafes in sogenannten Startpunkten und die Vergabe von Begrüßungsgeschenken grundsätzlich alle Eltern von Neugeborenen, unabhängig davon, ob Probleme bestehen. Vertreter der Beratungsstelle und der Familienhebammen kommen regelmäßig vor Ort und stellen ihre Angebote vor. Auch die Sozialarbeiterinnen des Fachteams selber beraten, begleiten und betreuen Eltern niederschwellig. Sie organisieren unbürokratisch Hilfe von anderen Stellen.

  • Die von ihnen betreuten Mütter kommen aus sozial schwierigen Verhältnissen, haben nicht selten Gewalt erfahren, haben oft einen Migrationshintergrund, befinden sich in einer prekären wirtschaftlichen Situation und fühlen sich sozial isoliert.

  • Die Familienhebammen schließlich sind fast ausschließlich aufsuchend tätig. Ihre Aufgabe ist die praktische Unterstützung und Beratung zur Vorbereitung und Nachsorge von Geburten. Das Hauptaugenmerk der Hebammen liegt darauf, abgelenkte Familien dazu zu befähigen, die Versorgung des Babys und seine gesunde Entwicklung trotz zahlreicher anderer Probleme in den Vordergrund zu stellen.

Sie erreichen junge Mütter, die im Median 23 Jahre alt sind und meist kurz vor der Entbindung stehen. Überdurchschnittlich häufig haben die Kinder Behinderungen und Entwicklungsverzögerungen oder sind zu früh geboren. Unter ihrem Klientel finden sich die meisten Hartz IV-Empfängerinnen, Frauen ohne Ausbildung, mit chronischen Krankheiten und einer Suchtvita. Viele sind alleinerziehend und verschuldet.

Diskussion:

Durch die breite Angebotsstruktur in Karlsruhe kann die Frühe Prävention ganz unterschiedliche Zielgruppen erreichen und versorgen. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit der unterschiedlichen Einrichtungen und Träger lässt auch die Betreuung von Familien durch mehrere Anbieter zu. Koordination und Austausch erfolgen u.a. in Teambesprechungen und Helferkonferenzen. Jede Einrichtung hat dabei einen Schwerpunkt auf berufsspezifischen Aspekten, die sich insgesamt zu einem Gesamtkonzept ergänzen.