Gesundheitswesen 2013; 75 - P19
DOI: 10.1055/s-0033-1337551

Anteil frischer Übertragungen bei der Tuberkulose

S Gerdes 1, H Heykes-Uden 1, HB Behrends 2, S Niemann 3, A Nienhaus 4
  • 1Fachbereich Gesundheit der Region Hannover, Team Tuberkulose
  • 2Leiter Fachbereich Gesundheit der Region Hannover
  • 3Nationales Referenz-Zentrum für Mykobakterien, Forschungszentrum Borstel
  • 4Universitätsklinikum Eppendorf Hamburg, Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP)

Einleitung:

In Ländern mit niedriger Tuberkulose-Inzidenz ist der Anteil der Erkrankungen, die aufgrund frischer Übertragungen entstehen, gering. Ihr Anteil wird auf 10% geschätzt. Allerdings sprechen Studien zum Fingerprinting dafür, dass auch in Ländern mit niedriger Tuberkulose-Inzidenz der Anteil frischer Übertragungen deutlich höher ist. In dieser Arbeit wird der Anteil frischer Übertragungen bei der Tuberkulose in der Region Hannover abgeschätzt.

Methode:

Seit 1999 wird für alle Tuberkulose-Patienten, für die eine positive Kultur vorhanden ist, das Fingerprintmuster sowie der Genotyp der Mykobakterien bestimmt. Mit der 1-n Methode wird der Anteil frischer Übertragungen abgeschätzt.

Ergebnisse:

Fingerprints von 592 TB-Patienten liegen vor. 178 (30.1%) der Patienten verteilten sich auf insgesamt 57 Cluster, die zwischen 2 und 10 Mitglieder hatten. Im Durchschnitt hatten die Cluster drei Mitglieder. Der Anteil frischer Übertragungen beträgt entsprechend der n-1 Methode 20,4% (n=121). Eine bekannte Genotype hatten 48.5% der Patienten. Die häufigste Genotype war der Haarlem-Typ (27.4% aller Patienten). Patienten mit dieser Genotype waren nicht häufiger in einem Cluster als andere Patienten (34.0% versus 30.1%).

Diskussion:

Jede fünfte Tuberkulose-Erkrankung in der Region Hannover beruht auf einer frischen Übertragung. Da nicht von allen Patienten mit einer Tuberkulose Fingerprints vorliegen, wird der Anteil frischer Übertragungen wahrscheinlich unterschätzt. Die relativ geringe Größe der Cluster spricht möglicherweise dafür, dass Infektionspfade frühzeitig unterbrochen wurden.