Gesundheitswesen 2013; 75 - V61
DOI: 10.1055/s-0033-1337512

Die Erhebung des Zahnbefundes in der Gruppenprophylaxe

A Schreiber 1, P Graf 1, S Giernat 2, H Ernst 3
  • 1Gesundheitsamt Main-Kinzig-Kreis, Zahnärztlicher Dienst, Gelnhausen
  • 2Gesundheitsamt Main-Kinzig-Kreis, Komm. Amtsleiter, Gelnhausen
  • 3Kreisgesundheitsamt Fulda, Ltd. Medizinaldirektor, Fulda

Zahnärztliche Untersuchungen in Kindergärten & Schulen liefern Daten für Planung, Organisation & Evaluation der Gruppenprophylaxe (§21 SGBV) sowie für regionale Gesundheitsberichte; sie können zu gesundheitsbewusstem Verhalten motivieren, für mehr Chancengleichheit sorgen und eine Funktion im Kindesschutz haben.

Die Kriterien zur Zahnbefundung orientieren sich an der WHO: Unter „standardisierten“ Bedingungen werden Dentinkaries und ihr Behandlungsstatus erfasst. Da mit dem Anstieg der Mundgesundheit Dentinkaries seltener auftritt und das Voranschreiten von Schmelzkaries ins Dentin durch sekundär präventive Maßnahmen u.U. gestoppt werden kann, wurde 2004 der auch Schmelzkaries berücksichtigende ICDAS vorgestellt: Bei akzeptabler Untersuchungsqualität beansprucht der ICDAS an trockenen Zähnen doppelt soviel Zeit wie die WHO-Befundung, liefert aber für Dentinkaries und ihren Behandlungsstatus vergleichbare Resultate.

Die Einbeziehung der im MKK seit 2002 dokumentierten Schmelzkaries bringt keinen relevanten Informationsgewinn für die politischen Entscheidungsträger (Poster 52 ÖGD-Kongress 2012): Schmelzkaries zeigt den gleichen Verlauf wie Dentinkaries; mehr Kinder werden als nicht gesund kategorisiert; das widerspricht dem Gesundheitsansatz der WHO.

Der naturgesunde Zahnstatus (Anteil Kinder ohne Dentinkaries und ihre Behandlung) in verschiedenen Kohorten zeigt schnell, zuverlässig und verständlich Erfolge in der Förderung der Mundgesundheit. Der Handlungsbedarf ist jeweils durch den Anteil Kinder ohne naturgesunden Zahnstatus zu sehen; vgl. Zahngesundheitsbericht MKK 2008.

Um der europäischen Empfehlung zur einheitlichen Beobachtung der Mundgesundheit in Europa (European Global Oral Health Indicators Development „EGOHID“) Rechnung zu tragen, sollten Leitlinien für eine bundesweit standardisierte Erhebung der Zahnbefunde in der Gruppenprophylaxe, für Indikatoren und Untersuchungsintervalle, für Flächendeckung bzw. Stichproben und die Berichterstattung erarbeitet werden.