Gesundheitswesen 2013; 75 - V53
DOI: 10.1055/s-0033-1337504

ICDAS II – Diagnosesystem: Auch geeignet für Vorsorgeuntersuchungen?

K Pieper 1
  • 1Medizinisches Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Standort Marburg, Marburg

Um ein genaues Bild der Karieserfahrung und des Kariesinkrementes von Kindern und Jugendlichen gewinnen zu können, wurden in den vergangenen Jahren Systeme zur differenzierten und mehrstufigen Erfassung kariöser Läsionen entwickelt und im Rahmen von In-Vitro-Studien, Querschnittserhebungen und Longitudinalstudien überprüft. Am umfangreichsten evaluiert wurde dabei das „International Caries Detection and Assessment System“ (ICDAS), ein visuelles System der Kariesdiagnose, bei dem 6 Kariesstadien unterschieden werden. „Detection“ berücksichtigt dabei die topografische Lage (Fissuren, Glattflächen), die Anatomie des Zahnes (Krone oder Wurzel) und den Restaurationsstatus (Füllung, Versiegelung). „Assessment“ meint die Einschätzung des Kariesprozesses bezüglich der Ausdehnung (Kavität ja/nein) und Aktivität (aktiv oder arretiert). Für die Anwendung des ICDAS mit allen 6 Kariesstufen ist zwingend eine vorherige Reinigung und Lufttrocknung der zu beurteilenden Zahnoberflächen durchzuführen. Die Anwendung des Systems zeigte in verschiedenen Studien eine gute diskriminante Validität der Karieskriterien, wenn der Einfluss unabhängiger Variablen (wie z.B. Maßnahmen der Gruppenprophylaxe, Mundhygieneverhalten, Sozialstatus, Ernährung) auf die Zielgröße Karies untersucht wurde. Da sich die Maximalforderungen bezüglich Zahnreinigung und –trocknung im Rahmen von Kindergarten- und Schuluntersuchungen nicht immer erfüllen lassen, wurde eine vereinfachte Version des ICDAS entwickelt, bei der auf eine Trocknung mit Luft verzichtet werden kann. Ermöglicht wird dies durch die Zusammenfassung (vor allem früher) Kariesstadien („ICDAS collapsed“). Die Trocknung der Zähne erfolgt bei diesem vereinfachten Vorgehen mit Watterollen oder Tupfern.

Anhand von Daten, die im Rahmen einer Studie mit mehr als 3000 Kindern und Jugendlichen unterschiedlichen Alters gewonnen wurden, werden die Vor- und Nachteile der verschiedenen Varianten der Untersuchung mit dem ICDAS dargestellt. Beleuchtet wird auch, wie sich abhängig vom gewählten Schwellenwert der Kariesdiagnose die Ergebnisse von Studien verändern können.