Gesundheitswesen 2013; 75 - V48
DOI: 10.1055/s-0033-1337499

Umweltmedizinische Beurteilung der Infektionsgefährdung durch legionellenhaltige Aerosole aus Verdunstungsrückkühlwerken: Ergebnisse eines Pilotprojektes

C Herr 1
  • 1Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, AP 2, München

Von Verdunstungsrückkühlwerken (VRKW) Legionellen freigesetzt und über mehrere Kilometer verfrachtet werden. Immissionsseitig sind die teils tödlich verlaufenden Legionellosen meist den Emissionsquellen zuzuordnen. Weitgehende Unkenntnis herrscht über Vorkommen und Ausbreitung der lungengängigen virulenten Form in der Außenluft und über die Höhe der infektiösen Dosis.

Wasserproben sowie Außenluftmessungen mittels Filtration, Impaktion und Cyclon-Abscheider (Coriolis µ) wurden an 4 VRKW unter kontinuierlicher Biozid-Anwendung vorgenommen. Die Serogruppe (Sg) von Legionella pneumophila (Lp) Kulturisolaten wurde mittels Latex Agglutinationstest bestimmt. Die Detektion der Gesamtheit an Lp (Sg1) Antigenen (Ag) (tote, VBNC, lebende Lp) erfolgte über Sandwich Mikroarray Immunoassay (SMIA). Ergänzend wurden in der Literatur Ausbrüche im Zusammenhang mit VRKW analysiert.

Während die Wasser- und Luftuntersuchungen an den 4 VRKW mit der Kultivierungsmethode ohne Legionellenbefund waren, konnten an einem VRKW mit Coriolis µ und SMIA in der Außenluft emissionsseitig 200000 und immissionsseitig 100000 Zellen/m3 der Ag von Lp Sg1, d.h. tote/VBNC (viable but not culturable)-Zellen quantifiziert werden.

Eine Literaturrecherche ergab im Zeitraum von 2001 – 2012 weltweit 16 Ausbrüche mit 1253 Legionellosefällen, 84 Todesfällen. Die Identifikation der Legionellenquellen erfolgte durch Wasseranalysen.

Angesichts eines möglichen hohen Prozentsatzes an nicht kultivierbaren Legionellen-Populationen sowie der bekannten Legionellosefälle im Zusammenhang mit VRKW stellt sich die Frage, ob die regelmäßige Bestimmung der Gesamtkeimzahl im Umlaufwasser von VRKW gem. VDMA 24649 ausreichend und zielführend ist. Zum Nachweis virulenter VBNC-Zellen/legionellenhaltiger Amoeben und zur Beurteilung der umweltmedizinisch relevanten Legionellenkontamination von VRKW werden zukünftig weitere Messprogramme durchgeführt und mit verschiedenen Methoden (PCR, Multiplex-Immunoassay, Raman-Spektroskopie) analysiert.