Gesundheitswesen 2013; 75 - V11
DOI: 10.1055/s-0033-1337462

Anspruch an und Wirklichkeit von Evaluationen im Bereich von Gesundheitsförderung und Prävention

D Starke 1, G Tempel 2
  • 1Akademie für öffentliches Gesundheitswesen, Referentin für Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung, Düsseldorf
  • 2Gesundheitsamt Bremen, Gesundheitsberichterstattung, Bremen

Aktuelle Situation/Wirklichkeit: Anstelle einer systematischen Auseinandersetzung mit gesundheitlichen Problemlagen ist in der Prävention/Gesundheitsförderung „Projektitis“ vorherrschend. Viele Projekte haben häufig eine kurze Förder- und Laufzeit, so dass Qualität weder entwickelt noch Wirkung erzielt geschweige denn Maßnahmen nachhaltig implementiert werden können (vgl. Rosenbrock 2012). Eine Bedarfsanalyse, z.B. auf Basis der GBE (vgl. Szagun, Starke 2005; Kuhn 2006) und die Partizipation der Beteiligten (vgl. Wright et al. 2010) als Voraussetzungen fehlen meist. Gleichzeitig wird das Angebot an Instrumenten zur Qualitätsentwicklung und Evaluation in der Gesundheitsförderung/Prävention größer (vgl. LIGA.NRW 2011; Kolip et al. 2012). Neben einfacheren Tools (quint-essenz.ch) gibt es Angebote externer Evaluation, u.a. BZgA, die in der Regel mit Kosten verbunden sind. Diese werden jedoch selten genutzt oder sind nicht kompatibel mit der Maßnahme. Anhand von ausgewählten Beispielen wird dies verdeutlicht.

Anspruch: Vor dem Hintergrund knapper Ressourcen muss es ein vordringliches Ziel von Gesundheitsförderung und Prävention in der Verantwortung des ÖGD sein, Angebote zu konzipieren, die qualitätsgesichert durchgeführt und auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind. Dazu bedarf es einer IST-Analyse sowie der Beteiligung derer, an die sich die Intervention richtet (Partizipation). Häufig sind deren Interessen im Hinblick auf die Aufrechterhaltung und Förderung ihrer Gesundheit anders gelagert als zunächst erwartet. Dabei sollten auch Maßnahmen zur Prävention und Gesundheitsförderung gefördert werden, die sich nicht unmittelbar auf die Gesundheit beziehen, z.B. soziale Integration. Die gesamte Planung, Durchführung und Evaluation im Sinne des Public Health-Handlungszyklus ist in Verbindung mit den Dimensionen des Qualitätsmanagement (Planungs-/Konzeptqualität, Strukturqualität, Prozess- und Ergebnisqualität) zu verknüpfen (vgl. Kolip 2006) und mithilfe von Projektmanagementtools umzusetzen (vgl. Starke 2012). Es werden Möglichkeiten skizziert, wie Evaluation unter Berücksichtigung dessen auch mit geringen Mitteln realisiert werden kann.