Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P161
DOI: 10.1055/s-0033-1337302

Sekundäre Extramedulläre Plasmozytommanifestation am N. medianus: Ein seltener Befund in der hochauflösenden Nervensonografie (HRUS)

S Dettmann 1
  • 1Klinik für Neurologie/Klinikum, Abteilung Neurophysiologie, Chemnitz, Deutschland

Die sekundäre extramedulläre Manifestation des Plasmozytoms (syn. Multiples Myelom) am peripheren Nervensystem stellt eine extrem seltene Komplikation der Erkrankung dar. Das Plasmozytom entsteht durch neoplastische Vermehrung monoklonaler Plasmazellen und wird zu den Non-Hodkin-Lymphomen der B-Lymphozyten gezählt. Es wird diskutiert, dass die maligne Transformation der Plasmazellen zu Plasmoblasten außerhalb des Knochenmarkes stattfindet, bevor diese wieder ins Knochenmark zurückkehren („homing“). Ein gestörtes „homing“ wird als Ursache für die extramedulläre Manifestation verantwortlich gemacht.

Wir berichten über eine 42-jährige Patientin, welche sich aufgrund eines progredienten N. medianus-Ausfalls links vorstellte. Als Begleiterkrankung ist ein IgA-Plasmozytom mit Kappa-Leichtkettenrestriktion, Stadium IIIa (ED 2008) zu erwähnen. Nach chemotherapeutischen Regime, Stammzellapherese und autologer Stammzelltransplantation erreichte man die Remission. Nach 2-jähriger Beschwerdefreiheit entwickelte sich eine rasch größenprogrediente und schmerzhafte Raumforderung an der Oberarminnenseite links. Parallel entwickelten sich Symptome einer inkompletten N. medianus Läsion. Eine ambulante MRT des Oberarmes zeigte eine langstreckige, spindelförmige Raumforderung unklarer Genese entlang der Vena brachialis, im medialen Anteil des linken Oberarmes.

Zum Zeitpunkt der neurologischen Vorstellung imponierten ein leicht geschwollener schmerzhafter Oberarm links, eine palpable langstreckige Raumforderung entlang des Sulcus bicipitalis medialis, Parese der Mm. flexor poll. longus, flexor dig. superficialis, flexor dig. prof. (N. med. versorgt) (M1 – 2/5), Hypästhesie und Hypalgesie im N. medianus versorgten Gebiet.

Der neurograpische Befund des N. medianus links ergab eine diffuse axonale, sensomotorische Schädigung. In der EMG fanden sich im M. flexor poll. longus pathologische Spontanaktivität, polyphasische PME und eine Lichtung des Interferenzbildes.

Unter Berücksichtigung des MRT-Befundes und den klinischen Zeichen einer N. medianus Neuropathie, erfolgte die hochauflösende Ultraschallsonografie (HRUS, Philips iU22, 17 – 5 MHz Breitbandlinearschallkopf). Hier konnte eine langstreckige Raumforderung mit Beginn in Höhe des Epicondylus medialis bis zur Axilla reichend mit einer max. Ausdehnung im Querschnittsmaß von 1,75 × 2,3 cm, Dicke ca. 1,73 cm, Querschnittsfläche ca. 4,3 cm2 dargestellt werden. Die Raumforderung war scharf begrenzt, z.T. segmental aufgetrieben und deutlich hypervaskularisiert, von inhomogener Struktur, z.T. mit zystischen Anteilen.

Durch die Nervenbiopsie konnte ein Plasmozytom mit Expression des Kappa-Leichtketten-Antigens (immunhistochemischer Befund) nachgewiesen werden.

Anhand des geschilderten Falls kann gezeigt werden, dass uns mit dem HRUS eine effiziente Untersuchungsmethode zur Darstellung von Pathologien an den zugänglichen peripheren Nerven zur Verfügung steht. Insbesondere im Nahfeld kann mit dieser Methode millimetergenau eine gute Aussage über intraneurale, strukturelle Auffälligkeiten getroffen werden. Damit handelt es sich um ein wertvolles Untersuchungsverfahren zur Feststellung und Verlaufskontrolle von Erkrankungen am peripheren Nervensystem.