Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P137
DOI: 10.1055/s-0033-1337278

Nervus-occipitalis-Stimulation bei einer Patientin mit chronischer Migräne und Migräne vom Basilaristyp, ein Fallbericht

J Schoof 1, J Voges 1, L Büntjen 1
  • 1Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Klinik für Neurologie und Stereotaktische Neurochirurgie, Magdeburg, Deutschland

Einleitung:

Die Nervus-occipitalis-Stimulation (ONS) konnte in mehreren Studien einen positiven Effekt bei Patienten mit therapierefraktärer chronischer Migräne (CM) nachweisen1,2. Bezüglich einer Migräne vom Basilaristyp (MB) fanden wir keine Literatur über Erfahrungen mit der ONS. Wir entschieden uns zur Neuromodulation mittels ONS bei einer Patientin, welche eine 12-jährige Kopfschmerzanamnese aufzeigte. Es handelte sich gemäß den Kriterien der ICHD-2 um eine kombinierte CM und MB.

Methode:

2 Elektroden wurden in Lokalanästhesie im Bereich des N. occipitalis major bds. subkutan implantiert. Eine intraoperative Teststimulation zur Überprüfung der Elektrodenlage folgte. Ein Neurostimulator (Genesis 8TM; SJM) wurde subkutan in den Unterbauch implantiert. Die Stimulationsparameter waren: Stimulationsamplitude: links: 2,1 mA (0,9 – 3,3); rechts: 2,4 mA (1,2 – 3,6); Stimulationsfrequenz: 50 Hz; Stimulationsbreite: 130µs; kontinuierlicher Betriebmodus.

Die Auswirkung der ONS wurde durch Auswertung eines standardisierten Kopfschmerzkalenders über einen Zeitraum von 4 Monaten vor bis 7 Monaten nach dem Eingriff überprüft. Im Kalender gab es folgende Unterpunkte: Anzahl der Kopfschmerztage, Intensität, Dauer, Lokalisation, Schmerzart, Begleitsymptome und Einnahme von Medikamenten zur Akut- als auch prophylaktischen Behandlung.

Ergebnisse:

Die Anzahl von Tagen mit CM änderte sich unter ONS nicht signifikant. Bei der MB fiel die durchschnittliche Anzahl an Tagen von 3,5/Monat (vor ONS) auf 1,7/Monat (mit ONS). Der Verlauf der MB wurde abgemildert: Vor ONS verliefen 40% der Attacken mit Bewusstseinsverlust, was wiederholt zu Schädel-Hirn-Traumata geführt hatte. Mit der ONS war Somnolenz das maximale Ausmaß von Bewusstseinsänderung und trat in nur 15% aller MB-Attacken auf. Insgesamt verkürzte sich die Kopfschmerzdauer: Vor ONS hielten 99% aller Attacken > 12h an, unter ONS nahm die Dauer ab (< 6h in 42%, < 12h in 45%). Da die Einnahmehäufigkeit von an sich während der Beobachtungsperiode unveränderten Medikamenten nach dem Eingriff sogar verringert werden konnte, schieden relevante pharmakologische Effekte als Auslöser der beobachteten Effekte aus.

Diskussion:

Nach unserem Wissen ist dies der erste Fallbericht über eine ONS bei einer Patientin mit einer kombinierten CM und MB. Angesichts der niedrigen Prävalenz der MB erscheint eine Bestätigung der hier gemachten Erfahrungen in größeren Studien schwierig. Auch wenn die bisher vorliegenden Studienergebnisse über ONS bei Migräne von Kopfschmerzspezialisten kontrovers diskutiert werden, so halten wir im Einzelfall angesichts der geringen Invasivität einen Therapieversuch mit ONS auch bei der BM für angezeigt.

Literatur:

[1] Silberstein, et al. Safety and efficacy of peripheral nerve stimulation of the occipital nerves for the management of chronic migraine: Results from a randomized, multicenter, double-blinded, controlled study. Cephalalgia 2012; 32(16):1165 – 79.

[2] Saper, et al. Occipital nerve stimulation for the treatment of intractable chronic migraine headache: ONSTIM feasibility study. Cephalalgia 2011; 31(3):271 – 85.