Klinische Neurophysiologie 2013; 44 - P67
DOI: 10.1055/s-0033-1337208

Abnormale Konnektivität bei Patienten mit akustisch-verbalen Halluzinationen

M Clos 1, 2, K Diederen 3, AL Meijering 3, I Sommer 3, S Eickhoff 1, 2
  • 1Institute of of Clinical Neuroscience and Medical Psychology, Heinrich Heine University, Düsseldorf, Deutschland
  • 2INM, Forschungszentrum Jülich, Jülich, Deutschland
  • 3Neuroscience Division, University Medical Center Utrecht & Rudolf Magnus Institute for Neuroscience, Utrecht, Niederlande

Einleitung:

Akustisch-verbale Halluzinationen (AVH) sind ein zentrales Merkmal von psychotischen Erkrankungen. Es bestehen verschiedene Theorien darüber, wie dieses verstörende Phänomen entstehen könnte. Zu den vorgeschlagenen Mechanismen gehören u.a. die Fehlattribution von eigenen verbalen Gedanken als fremde Stimmen sowie Ungleichgewicht zwischen bottom-up und top-down-Faktoren in der auditiven Wahrnehmung, die wiederum möglicherweise auf abnormale Konnektivität zwischen frontalen und parieto-temporalen Regionen zurückgehen. Experimentelle Hinweise auf eine gestörte Verbindung zwischen Regionen, die der auditiv-verbalen Verarbeitung zugrunde liegen, sind jedoch bislang kaum vorhanden.

Methode:

Die funktionelle Konnektivität im Ruhezustand (resting state) von 49 psychotischen Patienten mit AVH wurde mit der von 49 gesunden Kontrollpersonen verglichen. Die seed Regionen der Analyse waren der linke mittlere temporale Gyrus (MTG), Thalamus, Gyrus angularis (Ga) und inferiorer frontaler Gyrus (IFG), da diese Regionen an der top-down-Verarbeitung von Sprache beteiligt sind.

Ergebnisse:

Veränderte Konnektivität wurde für alle seed Regionen gefunden. Es wurde verringerte Konnektivität zwischen dem linken und dem rechten MTG beobachtet, zwischen dem linken Ga und dem umgebenden inferioren Parietallappen (IPL) und dem linken inferioren temporalen Gyrus, zwischen dem linken Thalamus und dem rechten Kleinhirn, sowie zwischen dem linken IFG und linken IPL und dem dorsolateralen und ventrolateralen präfrontalen Kortex (DLPFK/VLPFK). Erhöhte Konnektivität wurde zwischen dem linken IFG und dem supplementär-motorischen Areal (SMA) und der linken Insel sowie zwischen dem linken Thalamus und dem linken Fusiform Gyrus/Hippokampus gefunden.

Diskussion:

Die Veranlagung für AVH könnte durch eine Entkopplung zwischen dem Sprachproduktionssystem (IFG, Insula und SMA) und dem verbalen Überwachungssystem (DLPFK, VLPFK, IPL) resultieren. Diese Entkoppelung führt dann möglicherweise zu einer Fehlattribution von inneren verbalen Gedanken. Des Weiteren könnte die verringerte Konnektivität zwischen Regionen, die an der Sprachverarbeitung beteiligt sind (Ga, MTG) und anderen Regionen der auditiven Verarbeitung, abnormale top-down Einflüsse widerspiegeln.