Hintergrund:
Das Downbeat Nystagmus Syndrom ist die häufigste Form des erworbenen Fixationsnystagmus. Patienten mit DBN berichten typischerweise über Oszillopsien, v.a. bei exzentrischer Blickrichtung mit Schwankschwindel und Stand- und Gangunsicherheit. Bislang sind überwiegend okulomotorische Funktionen des DBN untersucht worden. Wenige Arbeiten beschäftigten sich mit der Haltungskontrolle während des Stehens. Die posturale Stabilität während des Gehens ist bislang nicht untersucht.
Fragestellung:
1. Welche Charakteristika zeigen sich bei Lokomotion in Patienten mit DBN?
2. Lassen sich Hinweise auf die Pathophysiologie einer möglichen Gangstörung ausarbeiten?
Methoden:
Aufzeichnung von realer Lokomotion mittels GAITRite® Sensormatte (6,7-m, 120 Hz) in 50 Patienten mit Downbeat Nystagmus Syndrom und 50 gesunden Kontrollprobanden. Die Ganganalyse umfasste die Aufzeichung des Gehens während (i) freiem Gehen, (ii) Gehen mit geschlossenen Augen, (iii) Gehen mit Kopfreklination, (iv) Gehen mit langsamer und (v) Gehen mit schneller Geschwindigkeit. Eine ANCOVA mit den Faktoren „Gruppe“ und „Gangbedingung“ und nachfolgender ANOVA der einzelnen Gangbedingungen wurde durchgeführt.
Ergebnisse:
Es zeigte sich eine signifikante Abnahme von FAP, Ganggeschwindigkeit und Schrittlänge (alle p < 0,001) mit Zunahme von Schrittbreite, Doppelstandphasen und zeitlicher und örtlicher Variabilität der Schritte (alle p < 0,001). Während des Gehens mit geschlossenen Augen und mit Kopfreklination kommt es zu einer Verschlechterung der Gangfähigkeit in Gesunden und Patienten (p < 0,05). Dieser Effekt ist in Patienten mit DBN stärker ausgeprägt (p < 0,001). Die aktuelle Ganggeschwindigkeit zeigte sich als signifikanter Kofaktor für DBN Patienten. Während des schnellen Gehens waren die Unterschiede zwischen Patienten und Gesunden minimal.
Diskussion:
Die posturale Kontrolle von DBN Patienten ist im Vergleich zu Gesunden eingeschränkt mit Zeichen einer eingeschränkten Haltungsregulation. Die Gangverschlechterung von DBN beim Gehen mit geschlossenen Augen lässt schlussfolgern, dass Oszillopsien in Folge des Nystagmus, nicht als einzige Ursache der Gangstörung in Frage kommen. Anhand der geschwindigkeitsabhängigen Veränderungen der Gangparameter lässt sich eine vestibulozerebelläre Störung mit eingeschränkter sensomotorischer Kontrolle der Lokomotion vermuten.
Schlussfolgerung:
Patienten mit DBN zeigen eine Gangstörung, welche unabhängig der visuellen Kontrolle ist und somit nicht durch Oszillopsien alleine erklärt werden kann. Die präzise Untersuchung vestibulozerebellärer Funktionen während des Gehens sollte in weiteren Studien ergänzt werden.