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DOI: 10.1055/s-0033-1336791
Hat der CYP 2D6 Genotyp Einfluss auf Nebenwirkungen und Adherence? Prämenopausale Brustkrebs-Patientinnen unter Tamoxifen-Therapie
Hintergrund: Tamoxifen gilt als Standardtherapie für die Behandlung des prämenopausalen Östrogenrezeptor-positiven Brustkrebs. Tamoxifen, ein selektiver Östrogenrezeptor-Modulator (SERM), ist eine Pro-Drug und wird in der Leber über das CYP P450-System mithilfe des Schlüsselenzyms CYP2D6 in pharmakologisch wirksame Metaboliten verstoffwechselt. Die Enzymaktivität von CYP2D6 in einer Population ist allerdings sehr unterschiedlich ausgeprägt; ca. 80 Allelvarianten sind bereits bekannt. Unterschieden wird zwischen poor metabolizers (PMs), intermediate (IMs), extensive (EMs) und ultra-rapid metabolizers (UMs) – determiniert durch die CYP2D6-Enzymaktivität.
Ziel: Die Hypothese ist, dass PMs am wenigsten an Nebenwirkungen leiden, da sie Tamoxifen am geringsten in aktivere Metaboliten umwandeln. Mit steigender Enzymaktivität müssten die Nebenwirkungen häufiger und stärker vorkommen und diese Patientinnen die Therapie häufiger als PMs unter- bzw. abbrechen. Weiters ist zu beachten, dass gewisse Medikamente, insbesondere SSRI's, die CYP2D6-Aktivität blockieren können. Deshalb wäre es wahrscheinlich, dass Patientinnen mit SSRI-Therapie weniger an Tamoxifen-Nebenwirkungen leiden.
Methoden: 169 Brustkrebspatientinnen, die an der Universitätsklinik für Gynäkologie in Innsbruck mit Tamoxifen behandelt wurden, wurden in die Studie aufgenommen. Die Frauen wurden nach dem Activity Score von Gaedigk et al. Model B in PMs, IMs, EMs und UMs eingeteilt. Zur Erhebung der Lebensqualität und der Adherence füllten die Patientinnen drei Fragebögen aus, den FACT-B/+ES, die HADS und den SMAQ. Ebenfalls gaben die Patientinnen an, ob sie Antidepressiva (SSRI's) einnehmen, da jene die CYP2D6 Aktivität blockieren können.
Ergebnisse: Es konnte kein Zusammenhang zwischen Nebenwirkungen und CYP2D6 Enzymaktivität festgestellt werden. Auch konnte keine Korrelation zwischen Adherence und Enzymaktivität gezeigt werden. Patientinnen mit gleichzeitiger SSRI-Therapie zeigten signifikante Unterschiede im FACT-ES, FACT-B und in der HADS-Depression im Vergleich zu Patientinnen ohne Antidepressiva-Therapie. Frauen unter SSRI-Therapie hatten eine schlechtere QoL, obwohl für jene Gruppe die Hypothese bestand, durch die CYP2D6-Blockade weniger an Nebenwirkungen zu leiden. Teilt man Frauen mit gleichzeitiger SSRI-Einnahme aufgrund der CYP2D6-Blockade der Gruppe der PMs zu, gibt es einen signifikanten Unterschied im FACT-B: hier leiden IMs an weniger Nebenwirkungen als poor metabolizers und extensive metabolizers.