Pneumologie 2013; 67 - P428
DOI: 10.1055/s-0033-1334747

Pathogenität von Mycobacterium kansasii

S Vesenbeckh 1, N Schönfeld 1, S Wagner 2, H Mauch 2, H Rüssmann 2, D Kaiser 3, TT Bauer 1
  • 1Klinik für Pneumologie, Lungenklinik Heckeshorn, Helios Klinikum Emil von Behring, Berlin
  • 2Institut für Mikrobiologie, Helios Klinikum Emil von Behring, Berlin
  • 3Klinik für Thoraxchirurgie, Lungenklinik Heckeshorn, Helios Klinikum Emil von Behring, Berlin

Einleitung: In einer Studie der Wissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft für die Therapie von Lungenkrankheiten (WATL) über pulmonale nichttuberkulöse Mykobakteriosen wurde regelhaft eine Infektion mit Krankheitswert bei Patienten mit Nachweis von M. kansasii gefunden, im Gegensatz zu anderen Mycobakterium-Spezies (Pneumologie 2010; 64: 281 – 290). Wir haben den Verdacht einer derart hohen Pathogenität monozentrisch überprüft.

Methoden: Retrospektiv wurden die Krankenunterlagen sämtlicher Patienten der Lungenklinik Heckeshorn evaluiert, bei denen vom 1.1.2003 bis zum 30.8.2012 kulturell aus respiratorischen Materialien M. kansasii nachgewiesen wurde. Der Krankheitswert wurde anhand der ATS-Kriterien (Am J Respir Crit Care Med. 2007 Feb 15;175(4):367 – 416) bemessen.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 35 konsekutive Fälle untersucht. Ein kultureller Nachweis gelang bei 31 Fällen. Nur bei 19/31 Patienten (61%) lag nach ATS-Kriterien eine behandlungsbedürftige Erkrankung durch M. kansasii vor (Grunderkrankungen: Bronchiektasen 3/19 (16%), COPD 8/19 (42%), TB-Narbe 3/19 (16%), Alkoholabusus 4/19 (21%)). Bei 12/31 (39%) Patienten muss von einer Kolonisation ausgegangen werden (Grunderkrankungen: Bronchiektasen 3/12 (25%), COPD 7/12 (58%), TB-Narbe 4/12 (33%)).

Schlussfolgerung: Die Vermutung einer hohen Pathogenität von M. kansasii ließ sich in unserem Krankengut nicht bestätigen. Insofern sind die klinischen und semiquantitativen Kriterien für die Diagnose einer nichttuberkulösen Mykobakteriose mit M. kansasii einzuhalten.