Pneumologie 2013; 67 - P473
DOI: 10.1055/s-0033-1334696

Klimawandel beeinflusst das Leistungsvermögen von Patienten mit COPD – prospektive Telemedizin

M Grabenhorst 1, M Jehn 2, N Maldaner 3, U Liebers 4, A Gebhardt 5, F Köhler 6, C Witt 1
  • 1Universitätsklinikum Charité, Campus Charité Mitte, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie, Pneumologie, Angiologie, Berlin
  • 2Department of Cardiology, Center for Cardiovascular Telemedicine, Charité Universitätsmedizin, Berlin
  • 3Division Pneumological Oncology and Transplantology, Charité Universitätsmedizin Berlin
  • 4MVZ Charité Campus Mitte, Gesundheitszentrum Charité- Universitätsmedizin Berlin, Arbeitsbereich Pneumologie
  • 5Charité Universitätsmedizin Berlin, Campus Mitte, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Pneumologie und Infektiologie, Division Pneumological Oncology and Transplantology, Charité Universitätsmedizin Berlin
  • 6Charité – Universitätsmedizin Berlin, Medizinische Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie und Angiologie, Zentrum für Kardiovaskuläre Telemedizin, Berlin

Einleitung: Der Klimawandel und die damit verbundene Hitzebelastung führen zu einer erhöhten Morbidität und Mortalität bei vulnerablen Patienten. In COPD gibt es wenig Evidenz, in wie fern das hitzebedingte erhöhte Mortalitätsrisiko mit einer pathophysiologischen Verschlechterung der Erkrankung einhergeht. Ziel der Arbeit ist es klinisch relevante Marker für ein telemedizinbasiertes Frühwarnsystem zu identifizieren.

Methoden: In dieser prospektiven klinischen Studie wurden COPD Patienten telemedizinisch überwacht und deren Reaktion auf Hitzebelastungen untersucht. Die auf wöchentlicher Patienteneigenmessung basierende telemetrische Datenerhebung umfasste die körperliche Leistungsfähigkeit mittels 6MWT (Schritte/6 min), Lungenfunktion mittels Spirometer (FEV1 L/min) und das subjektive Wohlbefinden mittels CAT Score. Die an die Telemedizinzentrale der Charité übermittelten Daten wurden mit den durch den Deutschen Wetterdienst belegten Hitzetagen auf Korrelationen untersucht.

Resultate: Im Zeitraum vom 17.03.2012 bis 17.09.2012 wurden 15 Patienten (GOLD II-IV, Alter: 64,3 ± 8 Jahre) telemedizinisch überwacht. In diesem Zeitraum gab es 32 Hitzetage (TMax ≥25,0 °C; TMittel = 28,96°C ± 2,53°C) sowie 121 Normaltage (15,0°C < TMax < 25,0°C; TMittel= 21,02 ± 2,82°C). Im 6MWT zeigte sich ein signifikanter Unterschied (P = 0.029) zwischen den Hitzetagen (517,5 ± 157,1 Schritte/6 min) im Vergleich zu Normaltagen (554,2 ± 131,7 Schritte/6 min). Der CAT Score ergab keinen signifikanter Unterschied zwischen Hitzetagen (15,5 ± 5,6) und Normaltagen (15,3 ± 5,6), (P = 0,35). Die Unterschiede in der FEV1 (724 ml ± 372 an Hitzetagen; 733 ml ± 366 an Normaltagen) erreichten ebenfalls keine Signifikanz (P = 0,42.).

Schlussfolgerung: Diese Pilotstudie konnte erstmals die erhöhte Vulnerabilität von COPD Patienten mit klimabedingten Temperaturschwankungen in Zusammenhang bringen. Die vorläufigen Ergebnisse weisen auf einen negativen Einfluss der Hitzebelastung auf das objektive Wohlbefinden der Patienten hin, wohingegen das subjektive Wohlbefinden unbeeinflusst von der Hitzebelastung erscheint. Im Hinblick auf den prognostizierten Klimawandel muss untersucht werden, ob das assoziierte erhöhte Mortalitätsrisiko der COPD Patienten auf hitzebedingte Exazerbationen zurück zu führen ist.