Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0033-1334516
Tuberkulose nach Lungentransplantation – Erfahrungen der Medizinischen Hochschule Hannover zwischen 1993 und 2012
Hintergrund: Patienten nach Lungentransplantation (LTx) wird ein gegenüber Empfängern anderer solider Organe massiv erhöhtes Risiko für die Entwicklung einer aktiven Tuberkulose (TB) zugeschrieben. In unserer LTx-Ambulanz wird aus verschiedenen Erwägungen kein routinemäßiges Screening vor LTx bezüglich einer latenten TB-Infektion (LTBI) durchgeführt (u.a. niedrige TB-Inzidenz in Deutschland, gravierende Medikamenteninteraktionen zwischen präventiver Chemotherapie und Immunsuppression nach LTx).
Zielsetzung: Ermittlung der TB-Inzidenz nach LTx unter den Patienten unserer LTx-Ambulanz.
Methodik und Patienten: Für einen Zeitraum von 19 Jahren, zwischen Juni 1993 und Juni 2012, wurden alle Ambulanzbesuche der nachbetreuten LTx-Patienten in einer Datenbank erfasst und systematisch hinsichtlich des Auftretens einer aktiven TB untersucht.
Ergebnisse: Es wurden 28'538 Ambulanzbesuche von 1'146 LTx-Patienten ausgewertet. Das Follow-up umfasste im Median 56 (IQR 21 – 96) Monate, insgesamt 6'608 Personenjahre. Bei 5 von 1146 Patienten trat eine aktive TB auf (0,44%; 2 Fälle in 1994, je 1 Fall in 2007, 2009 und 2010). Ein Patient mit disseminierter TB und initial mikroskopisch positivem BAL-Befund verstarb 1994 einen Monat nach Diagnosestellung, zwei Monate nach LTx, während bei 4 Patienten unter Therapie eine Konversion der Sputumkultur erzielt werden konnte. Die korrespondierende TB-Inzidenz nach LTx betrug 76 (95% KI 28 – 168) pro 100'000 Personenjahre. Die mittlere TB-Inzidenz in Deutschland im gleichen Zeitraum betrug 11 (95% KI 9 – 14) pro 100'000 (WHO). Eindeutige individuelle TB-Risikofaktoren vor LTx wies keiner der betroffenen Patienten auf.
Schlussfolgerungen: Die beobachtete TB-Inzidenz nach LTx liegt erwartungsgemäß über der in der Allgemeinbevölkerung, jedoch weit unter der in der Literatur berichteten Inzidenzrate von > 2'000 pro 100'000. Unsere Ergebnisse stützen eine kürzlich publizierte Consensus-Empfehlung von einem generellen LTBI-Screening vor Transplantation in Ländern mit niedriger TB-Inzidenz abzusehen und dieses nur beim Vorliegen individueller Risikofaktoren durchzuführen. Entscheidend für die TB-Surveillance nach LTx ist in unseren Augen ist die engmaschige, individualisierte und zentrumsbasierte Nachsorge inkl. regelmäßiger BAL-Analysen.