Z Gastroenterol 2013; 51 - P_5_59
DOI: 10.1055/s-0032-1332173

EInfluss antiretroviraler Medikamente auf das Hepatitis C Virus

L Sandmann 1, M Wilson 1, D Back 2, H Wedemeyer 1, E Steinmann 3, MP Manns 1, T Pietschmann 3, T von Hahn 1, S Ciesek 1
  • 1Medizinische Hochschule Hannover, Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
  • 2UNiversity of Liverpool, Department of Molecular and Clinical Pharamcology, Liverpool, UK
  • 3Twincore GmbH, Experimentelle Virologie, Hannover, Deutschland

Hintergrund: Weltweit sind vier bis fünf Millionen Menschen sowohl mit Hepatitis C als auch mit HIV infiziert. Diese koinfizierten Patienten leiden unter schwereren Verläufen der HCV Erkrankung: Chronische Verläufe sind häufiger, es liegt eine schnellere Fibroseprogression vor und entstehende Leberzellkarzinome weisen einen aggressiveren Verlauf auf.

In den letzten Jahren wurden Ausbrüche von HCV Infektionen bei HIV positiven Männern, die Sex mit Männern haben beobachtet. Diese Neuinfektionen können mit bestimmten Verhaltensweisen wie ungeschütztem Geschlechtsverkehr, häufig wechselnden Sexualpartnern und verletzenden Sexualpraktiken teilweise erklärt werden. Dennoch konnten Forschungsergebnisse zeigen, dass Wechselwirkungen zwischen dem Replikationszyklus des Hepatitis C Virus und zahlreichen bereits zugelassenen Medikamenten, wie Glucocorticoiden oder Cyclosporin A, bestehen. In diesem Sinne könnten antiretroviraler Medikamente, die in Form der HAART zur Behandlung der HIV Infektion eingesetzt werden, einen verstärkenden Effekt auf die Infektiosität des HC-Virus besitzen.

Methoden: Zur Klärung dieser Frage testeten wir mittels des HCVcc Systems zwölf der häufigsten antiretroviralen Medikamente aus verschiedenen Wirkungsklassen, sowohl einzeln als auch in typischen Kombinationen, auf ihren Einfluss auf den Zelleintritt, die Virusreplikation und die Freisetzung neu gebildeter Viruspartikel in vitro.

Ergebnisse: Keines der untersuchten Medikamente zeigt einen fördernden Einfluss auf Viruseintritt, -replikation oder -freisetzung. Raltegravir und die Kombination aus Atazanavir und Ritonavir weisen eine milde Reduktion der Hepatitis C Replikation auf und der CCR5-Rezeptor Antagonist Maraviroc verursacht eine zehnfache Inhibition des HCVcc Zelleintritts.

Obwohl die Übertragung der in vitro gewonnenen Ergebnisse nur in einem begrenzten Maß möglich ist, scheint die antiretrovirale Therapie für die HCV Epidemie unter HIV positiven MSM als Auslöser auf zellulärer Ebene nicht in Frage zu kommen.

Schlussfolgerung: Einige antiretrovirale Medikamente zeigten eine hemmende Wirkung auf den HCV Replikationszyklus und bieten somit einen weiterzuverfolgenden Ansatz, der interessante Optionen für die Therapie von koinfizierten Patienten liefert. Diese Arbeit liefert einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Akzeptanz der HAART bei HIV positiven MSM.