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DOI: 10.1055/s-0032-1332006
Malignes neuroleptisches Syndrom: wenn die Leber versagt!
Das maligne neuroleptische Syndrom (MNS) ist ein seltenes Krankheitsbild, welches durch die Einnahme von v.a. Neuroleptika, trizyklischen Antidepressiva sowie Lithium verursacht werden kann. Symptome reichen von extrapyramidal-mot. Störungen (z.B. Rigor, Akinese) über vegetative Symptome (z.B. Hyperthermie, Tachykardie) und Laborveränderungen (z.B. Transaminasenanstieg, metabolische Azidose) bis hin zum MOV. Unsere Kasuistik berichtet von einem 62-jähr. Mann, der elektiv zur OP einer BWK-Fraktur aufgenommen wurde. An Vorerkrankungen waren ein chron. Alkohol- und Nikotinabusus bekannt. Bereits präOP als auch postOP wurden bei ausgeprägter Agitiertheit u.a. Lorazepam, Clonidin, Promethazin, Clomethiazol sowie Haloperidol in üblicher Dosierung verabreicht. Vier Tage später musste der Pat. bei respiratorischer Insuffizienz und dem Bild einer schweren SIRS (Fieber bis 41°C, CRP>300mg/dl, PCT 9,9ng/ml, Leukozyten 18/nl, Kreislaufinsuffizienz) reintubiert werden. Weitere 5 Tage später entwickelte der Pat. eine massive Rhabdomyolyse CK (>15.000IU/l), Myoglobin (nicht mehr messbar) und Kalium (7,0mmol/l) mit einem ANV, so dass eine Nierenersatztherapie begonnen wurde. Weiterhin ergaben sich Zeichen eines akuten Leber- (GOT>11.000U/l, GPT>1.000U/l, Bilirubin 8,8mg/dl) und Gerinnungsversagens (Quick 19%, Thrombozyten 41/nl). Bei hochgradigem V.a. ein MNS wurde eine Therapie mit Dantrolene begonnen und der Pat. an unser Zentrum verlegt. In der CT und Sonografie ergab sich der hochgradige V.a. eine vorbestehende Leberzirrhose bei höckriger Leber, deutlicher Splenomegalie und ausgeprägten Kollateralen. Ein Focus für eine Sepsis fand sich nicht. Leider kam es auch unter maximaler intensivmedizinischer Therapie, inklusive Plasmaseparation und kontinuierlicher Nierenersatztherapie, zu keiner Stabilisierung des Pat. und dieser verstarb zwei Tage später im MOV. In der Obduktion wurde ein MOV mit subtotaler Leberparenchymnekrose bei vorbestehender Leberzirrhose und Rhabdomyolyse diagnostiziert. In Zusammenschau der Befunde handelt es sich bei dem hier vorgestellten Fall um ein MOV bei MNS bei C2-tox. Leberzirrhose. Bei geringstem Verdacht auf ein MNS ist ein sofortiges Absetzen der auslösenden Medikamente sowie eine Sicherung der Vitalfunktionen essentiell. Zudem werden symptomatisch Muskelrelaxantien (z.B. Dantrolene, Benzodiazepine) eingesetzt. Die Letalität beträgt 20%.