Z Gastroenterol 2013; 51 - P_1_41
DOI: 10.1055/s-0032-1331941

Etablierung und Charakterisierung eines murinen second Hit- Modells für die virale medikamentös- toxische Leberschädigung

H Reinhard 1, M Roderfeld 1, S Pasupuleti 1, A Tschuschner 1, K Kopsch 1, S Kremer 1, Y Churin 1, E Roeb 1
  • 1Justus-Liebig-Universität Gießen, Schwerpunkt Gastroenterologie, Medizinische Klinik II, Gießen, Deutschland

Hepatitis B (HBV) ist eine akut& chronisch verlaufende Viruserkrankung, die mit ca. 350 Millionen Infizierten weltweit ein globales Problem darstellt.[1] In Vorarbeiten zur aktuellen Studie wurden transgene Mäuse für das große HBV-Hüllprotein auf den Fibrose-suszeptiblen Stamm BALB/c zurück gekreuzt und charakterisiert. Als Model für Cholangitis und biliäre Fibrose hat sich die BALB/c-Abcb4-/- Maus etabliert, da ihre Pathologie der humanen prim. und sek. sklerosierenden Cholangitis ähnelt und durch eine progressiv fortschreitende Leberfibrose gekennzeichnet ist.[2] Ziel unserer Studie war es, ein Second Hit Modell (SHM) zu entwickeln, welches die Charakterisierung von HBV und Cholangitis, vor allem in Bezug auf die gegenseitige Beeinflussung der beiden Noxen, ermöglicht.

Methoden:BALB/c-Alb1-HBV+/- Mäuse wurden mit BALB/c-Abcb4-/- Mäusen gekreuzt, woraus BALB/c-Alb1-HBV+/–Abcb4-/- Hybrid-Mäuse (SH-Mäuse) entstanden. Die Mäuse wurden im Alter von 8&16 Wochen getötet. Im Serum wurden ALT& AST, sowie die Cholesterin& Triglyceride bestimmt. Die hepatische Fibrose wurde durch Messung des Hydroxyprolin-Spiegels und durch Masson Goldner sowie Sirius Red Färbung histologischer Präparate untersucht. Fibrose, Inflammation, Lipidmetabolismus und Apoptose-assoziierte Parameter wurden per RT-PCR, Immunohistologie und Western Blotting analysiert.

Ergebnisse: Die SH-Mäuse wiesen im Vergleich zu den BALB/c-Alb1-HBV+/- Mäusen und den Balb/c/-Abcb4-/- Mäusen erhöhte Aminotransferase-Spiegel auf. Die Marker für den Lipidmetabolismus (Cholesterin& Triglyceride) sanken hingen. Die hepatische Hydroxyprolin- Konzentration stieg nur unwesentlich an, und wir fanden lediglich eine geringe Zunahme von periportalem und parenchymalem fibrillären Kollagen. Auf transkriptioneller Ebene zeigten sich sowohl erhöhte inflammatorische Marker (TNFα, TGFβ, CD45, CD4), als auch eine leicht vermehrte Expression für Fibrose- und Fibrolyse-Marker (Coll1, Coll3, MMP2, MMP7, MMP-9, MMP-13, TIMP-1). Die Marker des Lipidmetabolisumus (PPARα, PPARγ, ACO, HMGCoA- Reduktase, G6-PK, CYP2e1) waren vermindert, wohingegen die Apoptose-induzierenden Marker (CHOP, c-JUN, NUPR, ATF3) verstärkt exprimiert wurden. In den immunhistochemischen Fbg. waren Anstiege von c-JUN und CHOP visualisierbar. In der Oil Red Fbg. bestätigte sich der verminderte Lipidgehalt.

Schlussfolgerung:Verstärkte hepatozelluläre Schädigung und Fibrose, erhöhte Apoptoserate und Reduktion des Lipidmetabolismus belegen die Eignung des SHM zur Simulation des Interagierens verschiedener hepatischer Noxen. Das HBV Hüllprotein schädigt die Leber und erhöht die Anfälligkeit gegenüber einer chron. Cholangitis. Unser SHM aus viraler und biliärer Schädigung simuliert die häufige multifaktorielle Leberschädigung von Patienten (virale und medikamentös-toxische Schädigung).

Ref. List: [1] S.P. Georgiadou et al., Liver Int., 29, 2009, [2] Y. Popov et al., J. Hepatol., 43, 2005