Klin Monbl Augenheilkd 2012; 229 - KV47
DOI: 10.1055/s-0032-1331560

Persistierende Diplopie nach netzhautchirurgischen Eingriffen mit eindellenden Verfahren

S Schönfeld 1, RS Gordes 1
  • 1Berlin – Klinik für Augenheilkunde, Charité Campus Benjamin Franklin

Hintergrund: Vor jedem Netzhaut-chirurgischen Eingriff mit Aufnähen einer Plombe oder Cerclage sollten die Patienten über die Komplikationen, wie Refraktionsänderung, Aniseikonie, Störung des Binokularsehens und Motilitätseinschränkung aufgeklärt werden. Treten diese auf, sollte frühzeitig eine orthoptische Untersuchung erfolgen. Methodik: Retrospektive Studie von 27 Patienten mit mindestens 1 Jahr postoperativ persistierenden Doppelbildern nach operativer Amotioversorgung mit Plombe und/oder Cerclage. Evaluiert wurde die Therapie der Diplopie. Ergebnisse: Diplopie trat bei 9 Patienten nach einmaligem und bei 18 Patienten nach mehrmaligem netzhautchirurgischen Eingriff auf. Die Patienten wurden in 2 Gruppen unterteilt. 10 Patienten erhielten eine Plombe, 15 Patienten eine Cerclage und 2 Patienten Plombe mit Cerclage. Es wurden sowohl horizontale als auch vertikale und zyklorotatorische Schielwinkel gemessen. Je nach Ausmaß der Abweichung wurde die Therapie festgelegt. Plombengruppe: 2 Patienten erhielten nur eine Prismenfolie. In 6 Fällen erfolgte eine Plombenexzision, davon wurde durch viermal Plombenentfernung und Prismenfolie und zweimal durch Plombenentfernung und anschließend Augenmuskel-OP ein Therapieerfolg erzielt. In einem Fall wurde bei zunehmender Exklusion der Doppelbilder keine Therapie eingeleitet. Einmal wurde durch eine Schieloperation eine Normalisierung der Beweglichkeit erzielt. Cerclagegruppe: In 8 Fällen bestand die Korrektur des Schielwinkels mit einer Prismenfolie. Sechsmal mittels Cerclageentferung und Augenmuskel-OP und bei einem Patienten mittels Cerclageentfernung und Prismenfolie. In der Plombe- und Cerclagegruppe wurde einmal eine Cerclageexzision und Prismenverordnung und einmal aufgrund Myopia magna direkt eine Augenmuskel-OP notwendig. Schlussfolgerung: Nicht alle postoperativen Doppelbilder sind passager. Als Ursache der persistierenden Diplopie fanden sich neben paretischen Effekten lokalisierte Adhärenzen im Bereich des Interface der Gebiete der Mm. Obliqui. Insbesondere die Lage von Plomben und Cerclageschlössern in diesem Bereich scheint ein prädisponierender Faktor für das Auftreten von postoperativen Doppelbildern zu sein. Therapeutisch steht die Entfernung von Plombe und Cerclage im Vordergrund. Sollte dies nicht ausreichend sein, ist bei kleinen Winkeln ohne rotatorische Störung ein prismatischer Ausgleich und bei großen Winkeln eine Augenmuskel-OP die Therapie der Wahl.