Im OP 2013; 3(01): 45-47
DOI: 10.1055/s-0032-1331508
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Publication Date:
19 December 2012 (online)

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Wie sag ich´s meinem Chef?

Remonstrationspflicht – so heißt die Pflicht eines jeden Mitarbeiters, seine Vorgesetzten darauf aufmerksam zu machen, wenn diese einen Behandlungs- oder Pflegefehler begehen. Sie gilt insbesondere für Anweisungen, gegen die man fachliche Bedenken hat. Wir wollten von Ihnen wissen: Haben Sie eine solche Situation schon erlebt? Wenn ja, haben Sie den Fehler beherzt angesprochen? Welche Reaktion haben Sie bekommen? Hier wie immer Ihre spannenden Antworten:

» Je nach Laune und Persönlichkeit des Operateurs kann diese Pflicht eine echte Strafe sein. Aber es geht ja nicht immer um große Verfehlungen. Wenn der Operateur bei der navigierten Knieprothese vergisst, einen Schritt abzuspeichern oder vor lauter Arbeitseifer ein Ankerloch zu bohren, dann muss ich auch Bescheid sagen. Meistens wird das gut angenommen. «

» Ein unangenehmes Problem sind fehlende Instrumente oder Bauchtücher: Wir sind unter allen Umständen dazu verpflichtet, laut und deutlich auf fehlendes Material aufmerksam zu machen, auch wenn die Suche Zeit und Nerven kostet. Nicht jeder Operateur hat da die nötige Compliance, aber da muss man dann durch. Wir haben schließlich auch die Pflicht, bestmöglich zum Gelingen der OP beizutragen. «

» Ich habe öfter mal dem Operateur einen Hinweis gegeben, wenn beispielsweise Prothesenmodelle geplant waren, die in dieser Form nicht zusammengehören. Meistens waren sie dankbar für das Mitdenken. Das fällt vielleicht nicht ganz unter den Begriff Remonstration, aber wenn man rechtzeitig bemerkt, dass etwas so wie geplant nicht funktionieren kann, sollte jeder den Mut haben, dem Operateur zu widersprechen und ihn mit einem „kleinen Tipp“ unterstützen. «

» Bei uns reichte eine Kollegin einmal unwissentlich eine unsterile Interferenzschraube aus der Transportverpackung an. Das fiel aber erst nach der OP auf. Dem Operateur wurde es mitgeteilt und der Patient wurde antibiotisch abgedeckt. Ergebnis: Der Operateur hat sich bedankt für die Offenheit, der Patient wurde mit gut eingeheiltem Implantat entlassen. «

» Viele Mitarbeiter haben Angst vor Repressalien, wenn sie den Mund aufmachen und oft genug ist es so, dass dem Arzt mehr Glauben geschenkt wird als der „kleinen Schwester“ oder dem „kleinen Pfleger“. Nur vergessen die meisten Pflegenden, die lieber den Mund halten, dass sie immer mit in Haftung gehen und dem Arzt das egal sein kann. «

» Wenn man selbst einen Fehler macht, sollte man genauso den Mut haben, diesen einzugestehen. Ich sage unseren unerfahrenen Mitarbeitern, dass es nicht schlimm ist, wenn sie etwas unsteril machen. Schlimm ist es nur, wenn sie es nicht sagen und das Material trotzdem anreichen. «

» Zumindest unsere langjährigen Kollegen haben keine Scheu, auf einen möglichen Missstand hinzuweisen. Gerade Berufsanfängern und neuen Mitarbeitern im Team fällt es dagegen oft schwer, gegenüber den Vorgesetzten oder den anderen Berufsgruppen „korrigierend“ einzugreifen. «

» Die Reaktion auf Fehler hängt fast nur von der Persönlichkeit eines Vorgesetzten ab. Ist er offen und selbstbewusst, dann geht er darauf ein und überdenkt, ob er etwas falsch gemacht hat. Schwache Persönlichkeiten fühlen sich dagegen sofort persönlich angegriffen und werden laut, oder sie suchen Fehler beim Gegenüber. Bei uns im Team (Ärzte und Pflegepersonal) ist es glücklicherweise Standard, uns auf Auffälligkeiten gegenseitig hinzuweisen. Eine tolle Sache für Mitarbeiter und Patienten. «


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