JuKiP - Ihr Fachmagazin für Gesundheits- und Kinderkrankenpflege 2012; 1(04): 145
DOI: 10.1055/s-0032-1331389
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Karin Jäckle
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Publication Date:
26 November 2012 (online)

Wenn Körper und Seele aufschreien, ist die gute Schmerzpille nicht immer eine Lösung.

„Willst du einmal mein Aua sehen“, präsentiert die kleine Anna stolz ihr aufgeschürftes Knie und klebt sorgfältig ein neues Pflaster auf die Wunde, bevor sie wieder davonspringt. In ein paar Tagen ist alles vergessen. Wunden heilen, Schmerzen lassen nach und vergehen. Wenn das nur immer so wäre …

Viele Menschen leiden unter Schmerzen, die nicht so schnell verschwinden, die so gewaltig sind, das sie alles Tun und Denken blockieren. Unzählige Medikamente und Methoden zur Schmerzlinderung sind auf dem Markt zur Heilung oder Verringerung von Schmerzen. Röntgenaufnahmen, CT- und MRT-Bilder dokumentieren Veränderungen und Schädigungen, die Schmerzen verursachen. Mithilfe von Schmerzskalen werden Schmerzen bewertet und verglichen.

„Herzlichen Glückwunsch, alle Untersuchungen sind ohne pathologischen Befund. Sie können nach Hause gehen, wir haben nichts gefunden.“ Wenn sie mit diesen Worten verabschiedet werden und doch weiterhin massive Schmerzen haben, was dann? Sie fühlen sich gar nicht gesund, sie sind völlig frustriert und verunsichert. „Und meine Schmerzen, die sind doch da! Ich bin doch nicht verrückt.“ Sie haben nicht wie die kleine Anna das Bedauern Ihrer Umgebung. Sie wurden offiziell für gesund erklärt.

Der Körper hält an seinen Schmerzen fest und verstärkt die Schmerzwahrnehmung so, dass die Alltagsaktivitäten nicht mehr ausgeführt werden können. Sogar Schwellungen und Überwärmung werden vom Körper produziert, obwohl keine Schädigung nachweisbar ist. Seit einigen Jahren ist dieses Phänomen bekannt und anerkannt. Der aktuelle CNE Beitrag befasst sich mit dem Schmerzverstärkungssyndrom. Es geht dabei auch um die Verunsicherung von Eltern, die nicht wissen, ob sie ihrem Kind glauben sollen. Der Beitrag stellt Behandlungsformen vor, die trotz hoher Werte auf der Schmerzskala nicht zu Medikamenten greifen, sondern stimulieren und fordern, damit wieder ein normales Empfinden entsteht.

Es ist eben nicht alles beweisbar, was wahr und wirklich ist, und die gute Schmerzpille ist auch nicht immer die Lösung, wenn Körper und Seele aufschreien.

Liebe Leserinnen und Leser der JuKiP, wieder liegt eine interessante Ausgabe vor Ihnen. Gestalten Sie mit, senden Sie uns Ihre Beiträge, ihre Wünsche und Meinungen.

Karin Jäckle