Exp Clin Endocrinol Diabetes 2012; 120 - P11
DOI: 10.1055/s-0032-1330096

Vergleich von Gewicht, Aktivität und Lebensqualität bei Patienten mit Hypophysenvorderlappeninsuffizienz nach Schädelhirntrauma oder Subarachnoidalblutung vor und nach Substitution und mit normaler Funktion des Hypophysenvorderlappens

A Müller-Öffner 1, T Siegmund 1, B Gutt 2, M Hufnagl 3, PM Schumm-Draeger 1
  • 1Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Angiologie, Klinikum Bogenhausen, Städtisches Klinikum München GmbH, Germany
  • 2Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Suchtmedizin, Klinikum Schwabing, Städtisches Klinikum München GmbH, Germany
  • 3Abteilung für Neuropsychologie, Klinikum Bogenhausen, Städtisches Klinikum München GmbH, Germany

Einleitung: Die Prävalenz einer Hypophysenvorderlappen (HVL)- Insuffizienz wird nach Schädelhirntrauma (SHT) oder Subarachnoidalblutung (SAB) mit 15–55% angegeben. Wir untersuchten, ob eine partielle HVL-Insuffizienz und deren Behandlung bei Patienten nach SHT oder SAB das Körpergewicht, die körperliche Aktivität und die Lebensqualität (QoL) beeinflusst. Methode: Bei 10 Patienten (1 Frau, 9Männern) im mittleren Alter von 49 Jahren (24–66y), die in unserem Klinikum aufgrund eines mittelschweren bis schweren SHT (n=6) oder einer SAB (n=4) behandelt wurden, konnten wir mindestens 6 Monate nach SHT oder SAB mithilfe des basalen HVL-Screening und Stimulationsteste (GHRH+ARG-, CRH- oder ACTH-, TRH- oder GnRH- Test) eine HVL-Insuffizienz diagnostizieren. Eine suffiziente Substitutionstherapie seit mindestens 4 Monate führten wir bei 5 Patienten mit Ausfall der gonadotropen Achse, bei je 3 Patienten mit Ausfall der corticotropen oder thyreotropen Achse und bei 2 Patienten mit Ausfall der somatotropen Achse durch. Jeder Patient trug vor dem Beginn und während der Substitutionstherapie einen Tag lang einen Schrittzähler zur Beurteilung des Bewegungsverhaltens. Ferner wurde die QoL mithilfe des Nottingham Health Profil (NHP) Fragebogens erfasst. 10 alters- und geschlechts-gematchte Patienten mit Z.n. SHT (n=6) oder SAB (n=4) mit regelrechter HVL-Funktion stellten die Kontrollgruppe dar. Ergebnisse: Patienten mit einer HVL-Insuffizienz zeigten im Vergleich zu denjenigen mit normaler HVL-Funktion seit dem SHT oder der SAB einen um 4kg/m2 höheren BMI (p=0,043), hatten im Mittel 5kg Körpergewicht, (p=0,005) zugenommen und bewegten sich um durchschnittlich 1750 Schritte an einem Tag weniger (p=0,044). Der Score der NHP Skalen „soziale Isolation“ (p=0,036) und „Schlaf“ (p=0,028) war bei den HVL-insuffizienten im Vergleich zu den HVL-suffizienten Patienten signifikant höher. Durch eine suffiziente Substitution der ausgefallenen Achse kam es zu einem signifikanten Anstieg der QoL in diesen beiden NHP-Skalen (p=0,044; p=0,041). Wachstumshormonsubstitution führte zu einem signifikanten Anstieg die NHP-Skala „physikalische Aktivität“ (p=0,0001) und „Schlaf“ (p=0,021). Die NHP-Skala „soziale Isolation“ wurde durch die Substitutionstherapie mit Testosteron oder Östrogen signifikant verbessert (p=0,039). Diskussion: Patienten mit partieller HVL-Insuffizienz haben seit dem SHT oder der SAB signifikant mehr an Körpergewicht zugenommen, sind weniger körperlich aktiv und weisen im Bereich „soziale Isolation“ und „Schlaf“ eine reduzierte Lebensqualität auf. Die Lebensqualität kann durch die Substitutionstherapie der ausgefallenen HVL-Achse signifikant verbessert werden.