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DOI: 10.1055/s-0032-1330074
Kraniopharyngeom – Techniken und Stellenwert der Strahlentherapie/Brachytherapie
Hintergrund: Bereits aus Bestrahlungsserien der 80er und 90er Jahre sind Tumorkontrollraten nach postoperativer Radiotherapie von Kraniopharyngeomen zwischen knapp 80 und 95 Prozent bekannt. Die Gesamtüberlebensrate war mit über 90 Prozent bereits sehr gut. Den guten Kontrollraten standen allerdings sicher zahlreiche durch die damals vorhandenen technischen Gegebenheiten (einfache Feldanordnung, hohe Belastung des umgebenden Gewebes durch nicht zu gewährleistenden steilen Dosisabfall) Nebenwirkungen gegenüber: kognitive Defizite, Sehverschlechterung, hormonelle Ausfälle. Neuere Bestrahlungstechniken lassen durch ihre höhere Genauigkeit und niedrigere Dosisbelastung am Normalgewebe auf eine deutlich geringere Nebenwirkungswahrscheinlichkeit hoffen und werden vorgestellt: fraktionierte stereotaktische Radiotherapie, Radiochirurgie (Linearbeschleuniger, Gamma-Knife, Cyberknife), IGRT (Image guided radiotherapy), IMRT/VMAT (intensitätsmodulierte Radiotherapie, Volumenmodulierte Arc-Therapie). Ergebnisse aus der vorhandenen Datenlage: Mit den neuen 3D-konformalen Techniken erreicht das progressionsfreie Überleben 97 bzw. 92% (3 und 5 Jahre). Es gibt eine Dosiswirkungsbeziehung. Dosen von >=54Gy in konventioneller Fraktionierung sollen verordnet werden. Der Erfolg der Behandlung hängt sowohl vom Ausmaß der Operation und der Qualität der eventuell nachfolgenden Radiotherapie ab (komplette vs. inkomplette Resektion mit oder ohne Radiotherapie). Ob die Radiotherapie sofort im Anschluss an inkomplette Resektion oder bei progredientem Kraniopharyngeom durchgeführt werden sollte (Salvage) ist derzeit noch nicht klar, Vorteile des jeweiligen Vorgehens werden erläutert. Zusammenfassung: Die Strahlentherapie von Kraniopharyngeomen sollte heute mit moderner Technik erfolgen, 3D-geplant und bildgeführt. Standard ist die fraktionierte stereotaktische Radiotherapie in konventioneller Fraktionierung bis 54Gy. Der optimale Zeitpunkt der Strahlentherapie (sofort vs. Salvage) wird derzeit in Studien geklärt.