Klin Monbl Augenheilkd 2013; 230(6): 569
DOI: 10.1055/s-0032-1328643
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kindliche Hornhaut: Diagnostik und Therapie

Paediatric Cornea: Diagnostics and Therapy
G. Duncker
,
G. Geerling
,
P. Maier
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
21. Juni 2013 (online)

Der Schwerpunkt des Juni-Hornhaut-Themenhefts der Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde liegt bei der Diagnostik und Therapie kindlicher Hornhauterkrankungen. Zusätzlich werden experimentelle Ergebnisse der photodynamischen Behandlung von kultivierten Keratozyten vorgestellt, sowie in einem Übersichtsbeitrag die Indikationen und Ergebnisse der phototherapeutischen Keratektomie (Excimer-PTK) beschrieben.

Szentmáry und Mitarbeiter untersuchen in ihrem experimentellen Beitrag die Wirkung der Photodynamischen Inaktivierung auf das Expressionsverhalten humaner aktivierter Keratozyten in vitro. Ihre Experimente sind ein Hinweis darauf, dass Crosslinking-Prozeduren die myofibroblastische Transformation der Keratozyten hemmen. Dies könnte eine herabgesetzte Immunabwehr gegen Mikroorganismen begünstigen, was vereinzelte kasuistische Mitteilungen von Kornea-Infektionen nach UVA-Crosslinking (Akanthamöben, Herpesreaktivierungen) plausibel machen könnten.

Lisch und Geerling beschreiben Erstsymptome von unterschiedlichen Hornhautdystrophien im Kindesalter. Was nicht selten übersehen oder zumindest bisweilen nicht aktiv differenzialdiagnostisch eingeschlossen wird, äußern sich klassische Hornhautdystrophien wie die bröcklige oder auch gittrige Hornhautdystrophie oder auch die Reis-Bücklersche- und die Franchescetti-Hornhautdystrophie im Kindesalter häufig in Form von rezidivierenden Epithelaufbrüchen mit korrespondierender Schmerzsymptomatik. Mitunter erlaubt erst die Spaltlampenuntersuchung der Eltern die richtige Diagnose. Bemerkenswert sind die Vorderabschnittsbilder dieser frühen, kindlichen Hornhautbefunde.

Hornhautschlüsselbefunde bei systemischen, lysosomalen Stoffwechselerkrankungen, sogenannten Speicherkrankheiten, erlauben bereits im Kindesalter, d. h. sehr frühzeitig eine ophthalmologische Verdachtsdiagnose, die pädiatrisch gesichert werden muss und dann gezielt einer spezifischen Substitutionstherapie zugeführt werden kann. Prof. Lisch stellt sechs Entitäten vor, bei denen bereits im Kindesalter der charakteristische Hornhautbefund den Augenarzt in die Lage versetzt, einen ganz wesentlichen Beitrag zur Diagnosefindung zu leisten und damit eine Behandlung zu ermöglichen, um die teilweise schwere klinische Allgemeinssymptomatik zu verbessern. Stichworte sind hier: Cornea verticillata und M. Fabry, Kayser-Fleischer-Ring und Morbus Wilson, Zystinose, peripherer Hornhautring bei LCAT-Mangelerkrankung, Hornhauttrübung bei Mukopolysaccharisosen und pseudodendritische Hornhauttrübungen bei Tyrosinämie Typ II. Das Bildmaterial zu diesen Erkrankungen ist lehrbuchreif und dürfte eine Freude für jeden Leser der Klinischen Monatsblätter sein.

Prof. Seitz stellt die Indikationen und Ergebnisse der Hornhauttransplantation im Kindesalter vor. Er zieht grundsätzlich eine PTK, ein lamelläres Vorgehen oder eine Autorotationskeratoplastik einem perforierenden Vorgehen der Transplantation wegen der teilweise heftigen endothelialen Abstoßungsreaktionen im Kindesalter vor. Es wird über die Erfahrungen von 126 Erlanger Keratoplastiken im Kindesalter und fünf Homburger Kinder-Keratoplastiken berichtet. Eine kritische Indikationsstellung und die Amblyopieprophylaxe stellen bei der kindlichen Hornhauttransplantation eine besondere Herausforderung dar. Auch diese Übersichtsarbeit glänzt durch hervorragende Abbildungen.

Steinberg und Linke stellen die unterschiedlichen Indikationen und Einsatzmöglichkeiten der phototherapeutischen Behandlung mit dem Excimer-Laser dar. Neben bekannten Anwendungsgebieten wie rezidivierende Erosiones, Narbenabtrag und Glättung kornealer Irregularitäten wird auch ausführlich auf das Verfahren der topografiegesteuerten PTK eingegangen und eine potentielle PTK-Anwendung bei LASIK-Fehlschnitten angesprochen.

Dieses Kornea-Themenheft bringt viele neue Aspekte der Diagnostik und Klinik vorwiegend kindlicher Hornhauterkrankungen zur Sprache und ist daher für junge Ophthalmologen gleichermaßen wie für erfahrene Kliniker von besonderem Wert.


Für die der Kornea-Schwerpunktherausgeber,

Gernot Duncker