Klin Monbl Augenheilkd 2012; 229 - V45
DOI: 10.1055/s-0032-1327171

Mythos drucksenkende Phakoemulsifikation – Langzeitergebnisse

A Viestenz 1, 2, M Heinrich 2, T Eppig 2, A Langenbucher 2, S Walter 1, W Behrens-Baumann 1
  • 1Universitätsaugenklinik Magdeburg
  • 2Homburg/Saar

Hintergrund: In einer Pilotstudie konnte die These der antiglaukomatösen Katarakt-Operation bei offenem Kammerwinkel relativiert werden. So hatte die Phakoemulsifikation mit Hinterkammerlinsenimplantation in den ersten zwei postoperativen Tagen nur eine minimale drucksenkende Wirkung. Ziel der vorliegenden Studie war es, zu überprüfen, ob nach abgeschlossener Wundheilung (nach Monaten) der Augeninnendruck (IOD) mittels Goldmann-Applanationstonometrie (GAT) auch weiterhin unterschätzt wird. Als Goldstandard der nichtinvasiven IOD-Messung gilt die dynamische Kontoutonometrie (DCT, Pascal, Ziemer).

Patienten und Methoden: Prospektive Studie bei 35 Patienten (Alter 71,7±9,6 Jahre) mit Katarakt-Operation mittels unilateraler Phakoemulsifikation und intrakapsulärer IIOL-Implantation. Der IOD wurde mittels GAT und DCT einen Tag vor, ein bis zwei Tage nach der OP und 2 bis 15 Monate nach der OP ermittelt, eine komplette Biometrie der Augen wurde durchgeführt: Spaltlampen-OCT (SL-OCT) zur Messung der Vorderkammertiefe (VKT) und Hornhautdicke (CCT). Alle GAT-Werte wurden mit der präoperativen CCT nach der Dresdner CCT-Tabelle korrigiert.

Ergebnisse: Die Differenz GAT-DCT betrug präoperativ ΔIODpräoperativ=+1,07±2,93mmHg; ein bis zwei Tage nach OP ΔIODpostoperativ=-0,32±4,21mmHg und im Mittel 8 Monate nach Katarakt-OP ΔIODlangzeitpostoperativ -2,42±2,80mmHg. Die Differenz des IOD GAT-DCT vor OP unterschied sich signifikant von der ein bis zwei Tage (p=0,02) und 8 Monate nach der Katarakt-OP (p<0,001).

Schlussfolgerungen: Wird die DCT als Goldstandard der nichtinvasiven IOD-Messung betrachtet, so zeigt sich eine scheinbare Senkung des IOD (gemessen mit GAT) nach der Katarakt-OP um 3,5mmHg. Dieser Messfehler sollte bei einem Offenwinkelglaukom Eingang in die weitere Therapieentscheidung finden und ggf. präoperativ und postoperativ mittels DCT objektiviert werden.