ergopraxis 2012; 5(09): 12-14
DOI: 10.1055/s-0032-1327102
wissenschaft
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Internationale Studienergebnisse


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Publication Date:
07 September 2012 (online)

Rheumatoide Arthritis – Durch vertraute Rollen am Leben teilhaben

Menschen mit rheumatisch erkrankten Hand- und Fingergelenken entwickeln unterschiedliche Strategien, um trotzdem an ihrem Umfeld zu partizipieren. Das zeigt die qualitative Studie der beiden Ergotherapeuten Marit Nicklasson und Dr. Hans Jonsson am Karolinska Institut in Stockholm, Schweden.

Die Wissenschaftler untersuchten, wie Betroffene ihren Alltag und ihre Partizipationsmöglichkeiten erleben. Dazu interviewten sie elf Menschen zwischen 49 und 81 Jahren, deren Hand- und Fingergelenke aufgrund einer rheumatischen Erkrankung deformiert waren. Für die Teilnehmer ist Partizipation grundlegend wichtig. Sie erleben diese, wenn sie Aktivitäten durchführen können, sollen oder wollen. Partizipieren heißt für sie, vertraute Rollen auszufüllen und so ein Gefühl von Identität und Zugehörigkeit zu erlangen. Mit Teilhabe verbinden sie zudem die Möglichkeit, etwas zur Gemeinschaft beizutragen. Die krankheitsbedingten Einschränkungen erschweren es ihnen jedoch, sich in sozialen Beziehungen zu engagieren. Daher haben sich ihre Freundeskreise verkleinert, soziale Kontakte und Rituale verändert. Betroffene empfinden es als wichtig, ihr Leben trotz der Erkrankung selbstbestimmt zu gestalten. Sie möchten wirken und handeln wie andere Menschen auch. So tragen sie beispielsweise speziellen Schmuck oder versuchen, Alltagshandlungen möglichst konform auszuführen. Zudem hilft es ihnen, die angestrebten Aktivitäten konkret zu planen, vorhandene Deformitäten zu ignorieren oder die sozialen Rollen anzupassen.

Partizipation beruht also nicht nur auf vorhandenen Funktionen, sondern ebenso auf persönlichen Eigenschaften und sozialen Einstellungen. Ergotherapeuten können ihre Klienten darin unterstützen, trotz der Erkrankung bestmöglich an ihrer soziokulturellen Umwelt teilzuhaben. Dazu sollten sie gezielt wahrnehmen, wie der Betroffene seine Erkrankung individuell bewältigt und welche Folgen sich daraus für sein alltägliches Leben ergeben.

fk

BJOT 2012; 75: 29–35