Neonatologie Scan 2012; 01(02): 125-126
DOI: 10.1055/s-0032-1325847
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Prognose neonataler Risikopatienten
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Zu früh geboren: Eine Hypothek bis in die Schule

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Publication Date:
01 December 2012 (online)

Zum Thema Frühgeborene gibt es viele Studien, zur Langzeitprognose der Kinder und zur schulischen Leistungsfähigkeit dagegen nur wenige. Daten einer englischen Längsschnittuntersuchung relativieren die Risiken.

Frühgeborene zeigen Aufmerksamkeitsprobleme und kognitive Defizite bis ins Schulalter. In einigen Studien konnte gezeigt werden, dass insbesondere bei späten Frühgeborenen (34. – 36. Schwangerschaftswoche, SSW) und frühen Termingeborenen (37. – 38. SSW) kognitive Defizite auftraten. Allerdings ist die Datenlage zur schulischen Leistungsfähigkeit dieser Kinder eher spärlich.

Eine englische Studie wertete Daten aus dem jüngsten britischen Geburtskohortenprojekt, der Millennium Cohort Study aus, um die schulische Leistungsfähigkeit bei Reifgeborenen (39. – 41. SSW), mit denen von frühen Termingeborenen (37. – 38. SSW), späten Frühgeborenen (34. – 36. SSW), Frühgeborenen (32. – 33. SSW) und sehr früh Frühgeborenen ( < 32. SSW) zu vergleichen. Die Millennium Cohort Study (MCS) ist eine Längsschnittuntersuchung, in der vielfältige Informationen zur Entwicklung von Kindern zu Beginn des 21. Jahrhunderts gesammelt werden. Die Stichprobenziehung beruhte auf einem mehrstufigen, disproportional geschichteten Auswahlverfahren, mit dem sichergestellt wurde, dass die 4 Länder Großbritanniens (England, Wales, Schottland, Nordirland) in adäquater Form in der Stichprobe repräsentiert sind. Weiterhin wurden ethnische Minderheiten und Kinder aus sozialen Brennpunkten ausreichend in der Stichprobe berücksichtigt. Die Basiserhebung begann im Juni 2001. Innerhalb des festgelegten 12-monatigen Erhebungszeitraums wurden Informationen zu 18818 Neugeborenen gesammelt. Die Babys waren zum ersten Erhebungszeitpunkt jeweils 9 Monate alt. Die erste Folgestudie fand statt, als die Kinder im Alter von etwa 3 Jahren waren. Die Auswertung, über die berichtet wird, beruhte auf Daten von 7650 Kindern, der insgesamt 18818 zwischen 2000 und 2001 Neugeborenen, die 2006 in England die Schule besuchten und deren schulische Leistungen durch ein spezielles Überprüfungssystem, das es in dieser Form auch nicht in Wales, Schottland und Nordirland gibt, festgehalten wurde. Diese Entwicklungsschritte der Kinder wurden in England durch das „Foundation Stage Profi“ (FSP) festgehalten. Dazu dienten ausführliche Einschätzskalen, die auf den Lernzielen basierten, die im FSP festgehalten sind. Solche Skalen existierten für Lernen und Wissen, Verständnis, motorische und kreative Fähigkeiten, Kommunikation, emotionaler Entwicklung, Fähigkeit zur Problemlösung, logisches Denken und Zahlenverständnis.

Demnach schnitten 51 % der Termingeborenen in ihren allgemeinen schulischen Leistungen nicht gut ab. Dieser Wert verschlechterte sich weiter bei den Frühgeburten: 55 % bei den frühen Termingeborenen, 59 % bei den späten Frühgeborenen, 63 % bei den Frühgeborenen und schließlich 66 % bei den sehr frühen Frühgeborenen. Nach Adjustierung auf verschiedene Faktoren, wie Geschlecht des Kindes, Ethnizität, Erstgeboren, Stilldauer, Alter bei der Einschulung, Alter der Mutter bei der Geburt, Familienstand, Erziehung und sozialer Status der Eltern, sowie der Sprache, die zu Hause gesprochen wurde, blieben im Vergleich zu den Termingeborenen die frühen Termingeborenen und die späten Frühgeborenen mit ihren allgemeinen schulischen Leistungen zurück. Ähnliche Unsicherheiten fanden sich im Bereich der Entwicklung mathematischer, technischer und kreativer Fähigkeiten.