Neonatologie Scan 2012; 01(02): 121
DOI: 10.1055/s-0032-1325841
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Infektionen
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Infektionsbedingte Klinikeinweisungen spät Frühgeborener erhöhen die Gesundheitskosten

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Publication Date:
01 December 2012 (online)

Bei Kindern, die vor der 32. Schwangerschaftswoche (SSW) geboren werden und eine bronchopulmonale Dysplasie entwickeln, steigen durch Klinikeinweisungen aufgrund von Infektionen mit RSV (Respiratory Syncytial Virus) in den ersten beiden Lebensjahren die Gesundheitskosten an. Ob die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen und die Kosten auch bei spät Frühgeborenen (32. – 35. SSW) mit RSV-bedingten Klinikaufenthalten zunehmen, ist bislang nicht sicher geklärt. Zu dieser Frage liefern Shefali-Patel et al. einen aktuellen Beitrag.

Für die retrospektive Studie wurden die Daten von Kindern analysiert, die zwischen den Jahren 2000 und 2007 an 2 britischen Krankenhäusern als spät Frühgeborene (32. – 35. SSW) zur Welt kamen. Die Frage war, ob die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen und die damit verbundenen Kosten in den beiden ersten Lebensjahren durch RSV-Infektionen erhöht werden. Dazu wurden 3 Gruppen untersucht:

  1. Kinder mit mindestens einer Klinikeinweisung aufgrund nachgewiesener RSV-Infektion

  2. Kinder mit nicht RSV-bedingten Atemwegsproblemen und mindestens einer Klinikeinweisung

  3. Kinder mit einer bzw. keiner Klinikeinweisung aufgrund einer anderen Erkrankung

Insgesamt wurden 2066 Patientendaten geprüft und 20 Kinder für Gruppe 1, 30 Kinder für Gruppe 2 und 108 Kinder für Gruppe 3 identifiziert. In Gruppe 2 hatten 20 Kinder RSV-negative Bronchiolitis, 7 waren an Pneumonie erkrankt und 3 litten unter Kurzatmigkeit mit Keuchen. Von den Kindern der 3. Gruppe hatten 20 einen Krankenhausaufenthalt, 2 mit Infektionen der oberen Atemwege, alle anderen mit Erkrankungen außerhalb der Atemwege. Keines der Kinder aller Gruppen entwickelte eine bronchopulmonale Dysplasie.

Gegenüber Gruppe 3 war die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen in Gruppe 1 signifikant größer (p < 0,001; p = 0,010 für Hausarztbesuche). Die Unterschiede zwischen Gruppe 1 und 2 waren nicht signifikant (p = 0,06). Lediglich bei Krankenhausaufenthalten RSV-infizierter Kinder kam es zu tendenziell längeren Zeiten. In der Gruppe 1 betrugen die durchschnittlichen Gesundheitskosten 12505 Britische Pfund (£) und waren signifikant höher als die für Gruppe 3 (1178 £, p = 0,002) und für Gruppe 2 (3356 £, p < 0,001). Die adjustierten mittleren Kostenunterschiede zwischen Gruppe 1 und 3 erreichten 11186 £, und zwischen Gruppe 1 und 2 beliefen sie sich auf 9076 £. Unter den 2066 analysierten Patienten waren 42 Fälle von RSV-Infektionen. Vorausgesetzt, eine RSV-Prophylaxe würde Klinikeinweisungen um 50 % reduzieren, ergab sich eine Anzahl der notwendigen Behandlungen von 98.