Neonatologie Scan 2012; 01(02): 108-109
DOI: 10.1055/s-0032-1325824
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Stoffwechsel und Ernährung
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Olivenöl oder Sojaöl: Vergleich zweier parenteralen Ernährungsschemata bei Frühgeborenen

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Publication Date:
01 December 2012 (online)

Für die parenterale Ernährung von Frühgeborenen stehen verschiedene Lipidlösungen zur Verfügung. Häufig sind sie auf Basis von Sojaöl hergestellt, das zu über 60 % mehrfach ungesättigte Fettsäuren (polyunsaturated fatty acids, PUFAs) enthält, vor allem Linolensäure. Hohe Mengen an PUFAs jedoch können bei den kritisch kranken Frühgeborenen zu einem erhöhten oxidativen Stress führen, u. a. mit den Folgen von Zellschädigungen und verminderter Immunfunktion. Demgegenüber weisen Lipidlösungen auf Basis von Olivenöl hohe Konzentrationen an einfach ungesättigter Ölsäure, ausschließlich langkettige Fettsäuren (LCT) und einen geringen Anteil an PUFAs (20 %) auf. Eine türkische Arbeitsgruppe hat die beiden Lipidkonzepte direkt miteinander verglichen.

Lipidemulsionen auf Sojaölbasis haben auf das Lipidprofil ähnliche Auswirkungen wie Lipidemulsionen auf Olivenölbasis. Das ist das Ergebnis der randomisierten Vergleichsstudie mit insgesamt 40 sehr kleine Frühgeborenen (Geburtsgewicht < 1500 g) mit einem Gestationsalter von maximal 32 Wochen. Die Kinder erhielten mindestens 40 % ihres täglichen Kalorienbedarfs in Form einer parenteralen Fettlösung über 24 h. Begonnen wurde mit 1 g/kg an Tag 2 und bis auf 3 g/kg und Tag ab Tag 4 gesteigert. Jeweils 20 Kinder wurden der Gruppe mit Sojaölemulsionen (Gruppe 1) bzw. Olivenölemulsionen (Gruppe 2) zugewiesen. Ergebnisparameter waren die Plasmalipidkonzentrationen und das Carnitin-Profil als Maß für die Beta-Oxidation der Fettsäuren an Tag 14.

Die Konzentration von Triglyceriden, Cholesterin, HDL (high density lipoprotein) und LDL (low density lipoprotein) unterschieden sich am 14. Lebenstag statistisch nicht signifikant zwischen den Gruppen. Lediglich die Konzentration der VLDL (very low density lipoprotein) war in der Gruppe, die Lipide auf Basis von Sojaöl erhalten hatte, signifikant niedriger (im Mittel 22,1 mg/dl vs. 38,2 mg/dl). Die Konzentration des freien Carnitins war in Gruppe 1 signifikant niedriger als in Gruppe 2, während umgekehrt die Konzentration des an Fettsäuren gebundenen Carnitins signifikant höher war in Gruppe 1. Darüber hinaus wurden typische Frühgeborenenkomplikationen, wie nekrotisierende Enterokolitis, Respiratory Distress Syndrome und Retinopathien in beiden Gruppen etwa gleich häufig gesehen. In Gruppe 1 fiel eine höher Zahl von Sepsiserkrankungen auf (7 Kinder vs. 4), der Unterschied war jedoch nicht signifikant.