Neonatologie Scan 2012; 01(02): 106
DOI: 10.1055/s-0032-1325820
Aktuell
Stoffwechsel und Ernährung
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hautkontakt direkt nach der Geburt verbessert Stillgewohnheiten

Further Information

Publication History

Publication Date:
01 December 2012 (online)

Direkter Hautkontakt unmittelbar nach der Geburt soll den Beginn des Stillens erleichtern und den Stress des Kindes in seinen ersten Lebensstunden vermindern. Dabei kommt allerdings dieser Hautkontakt heute in der oft hochtechnisierten modernen Geburtshilfe häufig zu kurz. Wie wichtig er dennoch ist, zeigt eine aktuelle Untersuchung aus Neu Delhi.

Früher direkter Hautkontakt verbessert die Häufigkeit ausschließlichen Stillens bei Termingeborenen bis zum 2. Lebenstag. Das hat die randomisierte Studie von Anu Thukral et al. ergeben, die dazu insgesamt 41 Kinder untersuchten. Alle Kinder kamen durch eine normale vaginale Geburt zur Welt. Unmittelbar nach der Geburt wurden sie randomisiert entweder der Interventionsgruppe oder der Kontrollgruppe zugewiesen. In der Interventionsgruppe (20 Kinder) wurden die Kinder unmittelbar nach der Geburt der Mutter auf den nackten Oberkörper gelegt und blieben dort für 2 h. In der Kontrollgruppe (21 Kinder) blieben die Kinder zwar neben der Mutter, hatten aber keine direkten Hautkontakt zu ihr. Bezüglich Gestationsalter und Geburtsgewicht waren beide Gruppen vergleichbar. Primärer Endpunkt war das Saugverhalten des Neugeborenen bei einer Stillsitzung 48 h nach der Geburt, beurteilt von bezüglich der Gruppenzuweisung verblindeten Untersuchern mithilfe des modifizierten Breast-Feeding Assessment Tool (BAT). Das BAT bewertet die Trinkbereitschaft, dem Brustsuch-, Saug- und Schluckreflex des Kindes, wenn es an die Brust angelegt wird. Sekundäre Endpunkte umfassten die ausschließlichen Stillraten – d. h. keine Zufütterung industriell hergestellter Säuglingsnahrung – 48 h und 6 Wochen nach der Geburt sowie die Cortisolkonzentration im Speichel der Kinder 6 h nach der Geburt.

Die Ergebnisse zeigten, dass der direkte Hautkontakt zwar nicht zu einem verbesserten Saugverhalten der Kinder führte: Gemäß dem BAT waren die Punktwerte der beiden Gruppen nicht signifikant unterschiedlich. Die Kinder mit direktem Haukontakt wurden jedoch sowohl nach 2 Tagen als auch nach 6 Wochen zu einem deutlich höheren Prozentsatz ausschließlich gestillt als die Kinder der Kontrollgruppe: 95,0 % versus 38,1 % nach 48 h bzw. 90,0 % versus 28,6 % nach 6 Wochen. Der kindliche Stress – beurteilt anhand der Cortisolkonzentration im Speichel, zeigte wiederum keinen Unterschied zwischen den Gruppen.