Neonatologie Scan 2012; 01(02): 100-101
DOI: 10.1055/s-0032-1325813
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Nahrungsaufnahme bei Frühgeborenen: Bessere Koordination nach sensomotorischen Übungen

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Publication Date:
01 December 2012 (online)

Frühgeborene haben bei der Umstellung von Sondenernährung auf die normale orale Ernährung oft große Probleme, da die Abstimmung von Saugen, Schlucken und Atmen häufig noch gestört ist. Mit gezielten Übungen lässt sich bei den Kindern die Koordination dieser Funktionen verbessern.

S. Fucile von der McGill Universität in Montreal, Kanada, und ihre Mitarbeiter nahmen 75 Frühgeborene in ihre Studie auf. Das durchschnittliche Gestationsalter lag bei 29 Wochen. Die Kinder waren nur über eine Sonde ernährt worden; kongenitale Anomalien oder schwere Erkrankungen lagen nicht vor. Die Frühgeborenen wurden randomisiert 4 Gruppen zugeteilt: In der 1. Gruppe erfolgten Stimulationen der oralen Strukturen. Dazu zählten Berührungen von Lippen, Wange und Kinn, des Zahnfleischs und der Zunge sowie das Einbringen eines Schnullers in den Mund. Bei Frühgeborenen der 2. Gruppe strichen die Therapeuten über Kopf, Nacken, Schultern, Rücken und Extremitäten; dann bewegten sie Arme und Beine des Kindes (taktile und kinesthetische Intervention). In der 3. Gruppe erfolgten beide Maßnahmen, die 4. Gruppe ohne Intervention diente als Kontrollarm.

Nur Frühgeborene aus der 1. Gruppe zeigten mit einem Wert von 3,4 auf der 5-Punkte-Saugskala nach Lau et al. nennenswert bessere Ergebnisse als die Kontrollgruppe (3,0). Auch die Saugstärke war in dieser Gruppe mit – 45,0 vs. – 32,7 mm Hg größer. Die Saug-Schluck-Abfolge unterschied sich zwischen den 4 Studiengruppen nicht. Gegenüber dem Kontrollarm waren in allen 3 Interventionsgruppen weniger Schluckakte zu verzeichnen, die mit verlängerten respiratorischen Pausen verbunden waren. In den beiden Gruppen mit taktilen und kinästhetischer Interventionen waren häufiger „sichere“ Kombinationen (Expiration-Schlucken-Expiration) nachweisbar als nach rein oraler Stimulation oder ohne Intervention.