Z Gastroenterol 2012; 50 - K384
DOI: 10.1055/s-0032-1324318

Sofort-Operation im Hansen und Stock Stadium 2b ohne vorherige Abszessdrainage als neues Therapiekonzept

D Mohseni 1, J Schwarz 1, T Böttger 1
  • 1EuromedClinic, Fürth, Germany

Fragestellung: Mehr als 50% der Menschen über 50 Jahre haben eine Kolondivertikulose. 10–20% von ihnen erkranken an einer Divertikulitis. In wiederum 10% dieser Fälle handelt es sich um komplizierte Formen mit einer Abszessbildung. Aufgrund der zunehmenden Möglichkeiten der interventionellen Radiologie wurden derartige Abszesse bisher meist perkutan drainiert, um nach Abklingen der akuten Entzündung eine elektive kontinenzerhaltende Sigmaresektion durchzuführen. Erfahrungen mit der Fast-track-Chirurgie auf anderen Gebieten haben uns jedoch dazu veranlasst auch Patienten im Hinchey-Stadium I und II primär laparoskopisch innerhalb von 12 Stunden ohne vorherige interventionelle Drainage oder Darmvorbereitung zu resezieren.

Methode: In einem Zeitraum von 7 Jahren wurden insgesamt 1000 laparoskopische Kolonresektionen durchgeführt. Davon handelte es sich in 167 Fällen um elektive Operationen bei einer chronisch rezidivierenden Divertikulitis, bei 190 Patienten lag eine akute Divertikulitis vor. Hiervon wiesen 159 Patienten das Hansen und Stock Stadium 2b auf.

Ergebnisse: Der postoperative Verlauf von Patienten, die im Hansen und Stock Stadium 2b operiert worden waren, unterschied sich nicht signifikant vom Verlauf der Patienten, die elektiv bei chronisch rezidivierender Sigmadivertikulitis operiert worden waren. Die Rate an chirurgischen Komplikationen betrug 8,1% (Hansen und Stock Stadium 2b) vs. 9,1% (Hansen und Stock Stadium 3), die Rate an allgemeinen Komplikationen 8,1% vs. 6,7%. Im Vordergrund standen Wundinfekte im Bereich der Minilaparotomiewunde mit 6,2% bzw. 5,4%. In keinem Fall kam es zu einer Anastomoseninsuffizienz.

Fazit: Unsere Erfahrungen mit der Fast-Track-Chirurgie bei Sigmadivertikulitiden im Hansen und Stock Stadium 2b zeigen, dass sich der postoperative Verlauf, insbesondere die Rate an allgemeinen und chirurgischen Komplikationen, nicht von dem der elektiv operierten Patienten mit chronisch rezidivierender Sigmadivertikulitis unterscheidet. Daher halten wir die laparoskopische Sigmaresektion mit primärer Anastomose im Hansen und Stock Stadium 2b ohne vorherige interventionelle Drainage und ohne Darmvorbereitung für gerechtfertigt.