Z Gastroenterol 2012; 50 - K379
DOI: 10.1055/s-0032-1324313

„In-situ Splitting” der Leber ermöglicht ein rasches Wachstum des prospektiven Restlebervolumens vor rechtserweiterter Hemihepatektomie

SA Topp 1, I Gabor 2, A Rehders 1, A Alexander 1, M Krausch 1, J Schulte am Esch 1, G Fürst 2, WT Knoefel 1
  • 1Universitätsklinikum Düsseldorf, Klinik f. Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, Düsseldorf, Germany
  • 2Universitätsklinikum Düsseldorf, Institut f. Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Düsseldorf, Germany

Einleitung: Ein unzureichendes prospektives Restlebervolumen (RLV) verhindert in vielen Fällen die Resektion eines potentiell resektablen Malignoms der Leber. Die portalvenöse Embolisation (PVE) ist ein heutzutage standardisiertes Verfahren zur Vergrößerung des prospektiven RLV und ermöglicht die Resektion initial nicht-resektabler Lebertumore. „In-situ splitting“ der Leber (IsSL) ist ein neues chirurgisches Verfahren zur Vergrößerung des prospektiven RLV und ermöglicht ein rasches und effektives Wachstum des RLV in einem zweizeitigen Leberresektionsverfahren.

Ziele: Evaluation der Technik sowie der Effektivität des IsSL im Vergleich zur PVE.

Methodik: IsSL kombiniert die vollständige Transektion des Leberparenchyms mit einer kompletten portalvenösen Dissektion zum RLV, wobei alle portalvenösen Äste des zu resezierenden Leberparenchyms ligiert werden. Verglichen wurden 15 Patienten nach PVE mit 7 Patienten nach IsSL in Bezug auf Volumenzuwachs, Zeit bis zur definitiven Resektion und postoperativen Verlauf.

Ergebnis: Die effektive Wachstumsinduktion durch IsSL ermöglicht eine rasche Größenzunahme des prospektiven RLV. So zeigte sich bereits nach 3 Tagen CT-morphologisch eine mittlere Größenzunahme des RLV von 292,86ml (±58,34) auf 476,71ml (±84,52). Dies entspricht einem prozentualen Größenwachstum von 65,49% (±28,64). Eine intrahepatische Ödembildung konnte durch computertomographische Dichtemessungen ausgeschlossen werden. Die kurative, rechtserweiterte Hemihepatektomie wurde bei allen Patienten innerhalb von 8 Tagen (range 4–8 Tage) nach IsSL durchgeführt. Nach PVE hingegen wurde ein ausreichendes prospektives RLV zur kurativen Leberresektion im Mittel erst nach 35,3 Tagen (range: 13–98 Tage) erreicht. Ein primäres Leberversagen nach erweiterter Hemihepatektomie im Anschluss an IsSL oder PVE zeigte sich nicht.

Schlussfolgerung: IsSL ist ein anspruchsvolles aber sehr effektives chirurgisches Verfahren zur raschen Vergrößerung des prospektiven Restlebervolumens im Rahmen eines zweizeitigen Leberresektionsverfahrens initial nicht-resektabler Lebertumore. IsSL ermöglicht eine signifikante Verkürzung der Zeit bis zur kurativen Leberresektion und vermindert somit potentiell das Risiko eines Tumorprogresses im Rahmen des RLV-Wachstums.