Z Gastroenterol 2012; 50 - K245
DOI: 10.1055/s-0032-1324180

PAR1 Rezeptoren vermitteln die neuronale Aktivierung durch Biopsieüberstände der Kolonschleimhaut von Patienten mit Reizdarmsyndrom (IBS) aber nicht von Patienten mit Colitis Ulcerosa (CU)

S Buhner 1, K Hartwig 1, Q Li 1, S Vignali 1, C Pehl 2, T Frieling 3, G Barbara 4, G Boeckxstaens 5, 6, IE Demir 7, F Zeller 8, M Schemann 1
  • 1Humanbiologie, Technische Universität München, Freising, Germany
  • 2Medizinische Klinik, Krankenhaus Vilsbiburg, Vilsbiburg, Germany
  • 3Medizinische Klinik II, Helios Klinikum, Krefeld, Germany
  • 4St. Orsola Hospital, Bologna, Italy
  • 5Gastroenterology and Hepatology, Academic Medical Center, Amsterdam, Netherlands
  • 6Hospital Gasthuisberg, Catholic University of Leuven, Gastroenterology, Leuven, Belgium
  • 7Chirurgische Klinik, Klinikum Rechts der Isar, Technische Universität München, München, Germany
  • 8Chirurgische Klinik, Klinikum Freising, Freising, Germany

Hintergrund: Mediatoren der Kolonscheimhaut von IBS Patienten aktivieren Neurone des humanen submucösen Plexus. Diese Aktivierung wird überwiegend durch Histamin, Serotonin und Proteasen vermittelt. Für Histamin und Serotonin konnten die beteiligten Rezeptoren identifiziert werden, für die Proteasen bisher nicht. Wir konnten kürzlich zeigen, dass neuronal Proteaseeffekte am menschlichen Darm überwiegend durch den Protease-Aktivierten Rezeptor (PAR) 1 vermittelt werden.

Methode: Daher untersuchten wir in der vorliegenden Arbeit die Wirkung des PAR1 Rezeptorantagonisten SCH79797 (10µM) auf die neuronale Aktivierung durch Schleimhautbiopsieüberstände von 10 Patienten mit IBS (9 IBS-D und 1 IBS-C). Die neuronale Aktivität wurde mittels eines Neuroimaging-Verfahrens unter Verwendung eines spannungssensitiven Farbstoffs (Di-8-ANEPPS) an 233 humanen submucösen Neuronen gemessen. In derselben Weise wurden die Effekte von Kolonschleimhautüberständen von 9 Patienten mit CU in Remission untersucht.

Ergebnisse: Alle IBS Überstände aktivierten die humanen submukösen Neurone (mediane Aktionspotentialfrequenz 2,9Hz, IQR 1,2–5,3Hz; n=142 Neurone). Der PAR1 Rezeptor-antagonist SCH79797 hemmte diese Aktivierung signifikant für jede Probe (Median 0Hz (IQR 0–1,6Hz)). Dies steht in deutlichen Gegensatz zu den Befunden für die entsprechenden Überstände der CU Patienten. Hier konnte die starke nervenaktivierende Wirkung der Überstände nicht durch den PAR1 Rezeptorantagonist gehemmt werden (mediane Aktionspotentialfrequenz 2,4 (IQR 1,7–4,8) vs. 2,4 (IQR 1,3–4,2) Hz, n=91 Neurone).

Schlussfolgerung: Bei IBS scheinen neuronale PAR1 vermittelte Effekte eine wichtige Rolle bei der Aktivierung enterischer Neurone durch mucosale Faktoren zu spielen. Die Ergebnisse sprechen dafür, dass Änderungen im Signalling zwischen der Darmschleimhaut und submukösen Neuronen auch bei CU in Remission existieren. Jedoch ist das Wirkprofil der Mediatoren ein anderes als bei IBS. Für die Behandlung des IBS könnte PAR1 ein attraktives Target darstellen.