Dialyse aktuell 2012; 16(6): 338
DOI: 10.1055/s-0032-1323634
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Qualitätsmanagement und Sicherheit in der Dialyse

Hedi Lückerath
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. Juli 2012 (online)

Gravierende Hygienemängel bei der Sterilgutaufbereitung (Juli 2010), verunreinigte parenterale Ernährungslösungen mit Todesfällen (August 2010), Todesfälle bei Säuglingen durch multiresistente Erreger (Februar 2012), gefährliche Brustimplantate (November 2011), Todesfälle durch Ärztepfusch (Februar 2012): Meldungen in den Medien zu Sicherheitsmängeln im Gesundheitswesen überschlagen sich in der letzten Zeit. Dass Ereignisse dieser Art häufiger auftreten als früher, ist jedoch eher unwahrscheinlich. Die Häufung der Berichte ist – neben dem Sensationshunger mancher Medien – eher einer gewachsenen Sensibilität der Menschen gegenüber der Thematik geschuldet.

So führt die WHO seit 2005 Kampagnen zur Patientensicherheit durch, an denen sich auch Deutschland beteiligt. Hier sind es das Aktionsbündnis Patientensicherheit und das Ärztliche Zentrum für Qualität (ÄZQ), die sich – unterstützt vom Bundesgesundheitsministerium – der WHO-Kampagnen annehmen. Viel Beachtung hat in diesem Rahmen die „Aktion saubere Hände“ oder die deutsche Beteiligung am Projekt „High Five“ gefunden. Diese haben das Ziel, unerwünschte Ereignisse in der Patientenversorgung durch die Implementierung von standardisierten Handlungsempfehlungen nachhaltig und messbar zu reduzieren. Ob propagierte Maßnahmen die Sicherheit von Patienten nachhaltig erhöhen, wird am seit 2009 bestehenden Institut für Patientensicherheit der Uni Bonn überprüft.

Wie fehleranfällig die Dialysebehandlung ist, lässt sich nur schätzen, denn einschlägige Untersuchungen gibt es kaum. Ein Mapping von Dialysebehandlungen (Alquist, Bosch 2008) hat aufgezeigt, dass der Behandlungsprozess aus mehr als 150 Einzelaktivitäten besteht, die wiederum durch viele Faktoren beeinflusst werden. Als hoch komplexer Prozess hat daher die Dialysebehandlung an sich eine hohe Fehlerwahrscheinlichkeit.

Der Schwerpunkt dieser Ausgabe der Dialyse aktuell („Qualitätsmanagement und Sicherheit in der Dialyse“) wird Sie zunächst an das Thema „Fehlererfassung in Dialyseeinrichtungen – Eine Basisfunktion für Patientensicherheit“ heranführen. Fehlererfassung alleine vergrößert aber noch nicht die Patientensicherheit, denn „Sicherheit entsteht durch Wechselwirkungen zwischen Systemkomponenten; sie ruht nicht in einer Person, einem Apparat oder einer Abteilung. Die Verbesserung der Sicherheit hängt ab von der Erkenntnis, wie Sicherheit aus dem Zusammenwirken der einzelnen Komponenten des Systems entsteht“ (ÄZQ). Patientensicherheit ist damit ein Merkmal von Qualität im Gesundheitswesen, die herzustellen Lenkungsaufgabe der obersten Leitung ist. Dies beschreibt der Artikel „Aufbau einer Sicherheitskultur – Eine Führungsaufgabe“ von Jutta Balhorn, Hamburg. Im Artikel „Normen und Richtlinien – Hilfsmittel zur Erhöhung der Sicherheit von Patienten und Anwendern“ von Thomas Ludewig, München, erfahren Sie dann, welche Standardisierungshilfen Ihnen Normen geben können. Ich wünsche Ihnen viel Gewinn bei der Begegnung mit dem spannenden Thema dieses Heftes.