tk 2012; 8(04): 114-115
DOI: 10.1055/s-0032-1323597
Newsletter
© Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Der Haarling - ein ungewöhnlicher Parasit braucht Beachtung – Gerade Hundehaarlinge sind manchmal mehr als nur lästige Insekten

Brigitte Funk

Verantwortlicher Herausgeber dieser Rubrik:
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
19. Dezember 2012 (online)

Zoom Image

Haarlinge sind Ektoparasiten, die z. T. die Haut, insbesondere aber das Fell von Hund und Katze besiedeln. Sie zählen zu den stationären Parasiten, da sie sich permanent auf ihrem Wirtstier aufhalten und (im Gegensatz z. B. zu Flöhen) alle Entwicklungsstadien im Fell des Tieres durchlaufen [[2]]. Deshalb findet man bei einem Haarlingsbefall neben adulten Tieren auch Nissen (Eier) und Nymphen im Haarkleid (Abb. 1). Ohne ihren Wirt können sie nur wenige Tage überleben. In der Regel - und das gilt insbesondere für die Wintermonate - werden Tiere befallen, die schwache Abwehrkräfte haben: Jungtiere, alte oder kranke Tiere, aber auch schlecht gepflegte und herumstreunende Hunde und Katzen [[1]].

Zoom Image
Abb. 1 Entwicklungszyklus des Haarlings: Das Weibchen legt alle 2-3 Tage ein Ei (länglich oval, gedeckelt), die an den Haarschäften des Wirtstieres festgeklebt werden, nach 5-8 Tagen schlüpfen die ersten Nymphen, es werden 3 Nymphenstadien bis zum adulten Tier durchlaufen, Dauer des Entwicklungszyklus: 2-6 Wochen.

Taxonomisch gehören sie zur Klasse der Insekten (Insecta) und bilden eine Unterordnung der Tierläuse (Phthiraptera). Sie sind den echten Läusen sehr ähnlich, unterscheiden sich aber darin, dass sie sich nicht wie diese von Blut, sondern von Hautschuppen, Haaren und Wundsekreten ernähren. Dafür sind sie mit kräftigen Kiefern ausgestattet, weshalb sie auch als „Kieferläuse“ bezeichnet werden (im englischen sog. Biting oder Chewing Lice). Haarlinge sind streng wirtsspezifisch. Eine Übertragung zwischen Hunden und Katzen oder auf Menschen findet demnach nicht statt. Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt der Wirte oder indirekt über Gegenstände wie Bürsten oder den Schlafplatz. Im Vergleich zu einem Floh- oder Zeckenbefall tritt ein Haarlingsbefall beim Vierbeiner zwar seltener auf. Dennoch sollten diese Parasiten nicht unterschätzt werden, denn sie können mehr als nur lästige Insekten sein.

 
  • Quellen

  • 1 Bekämpfung von Ektoparasiten bei Hunden und Katzen, Deutsche Adaption der ESCCAP-Empfehlung Nr. 3, April 2009
  • 2 Mencke N. Ektoparasiten bei Hund und Katze: Parasitologie und Ätiopathogenese der wichtigsten Vektorenerkrankungen mit Zoonosencharakter. Fortbildung Kleintierpraxis 2012; 57 (5) 252-276
  • 3 Schnieder T et al. Veterinärmedizinische Parasitologie. Stuttgart: Parey-Verlag; 6. Auflage 2006