Dtsch Med Wochenschr 2012; 137 - A91
DOI: 10.1055/s-0032-1323254

Kostenwirksamkeit von perkutanen Koronarinterventionen zusätzlich zur optimalen medikamentösen Therapie bei stabiler Angina Pectoris

V Gorenoi 1, MP Schönermark 1, A Hagen 1
  • 1Institut für Epidemiologie, Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung; Medizinische Hochschule Hannover, Hannover

Hintergrund und Fragestellung: Zu den wichtigsten Behandlungsmethoden der stabilen Angina Pectoris (AP) zählen die medikamentöse Therapie (MT) und perkutane koronare Interventionen (PCI). Die Kostenwirksamkeit des Einsatzes von PCI zusätzlich zur optimalen MT bei Patienten mit stabiler AP ist unklar. Methodik: Eine systematische Literaturrecherche wurde im Juni 2010 in den elektronischen Datenbanken (MEDLINE, EMBASE etc.) durchgeführt und durch eine Handsuche ergänzt. Zunächst wurden die publizierten Studien ausgewertet. Dann wurde eine gesundheitsökonomische Modellierung mit klinischen Annahmen aus der Metaanalyse von RCT mit aktuell optimaler MT und ökonomischen Annahmen aus den deutschen Fallpauschalen von 2011 durchgeführt. Anschließend wurde die Stärke der ermittelten Evidenz in Anlehnung an GRADE bewertet. Ergebnisse: In die Bewertung wurden zwei Studien einbezogen, die Kostenschätzungen aus diesen Studien sind nicht direkt auf die entsprechenden Kosten in Deutschland übertragbar. In der Metaanalyse von drei RCT mit aktuell optimaler MT reduzierte der routinemäßige zusätzliche Einsatz von PCI signifikant den Anteil von Patienten mit AP-Anfällen nach einem und nach drei Jahren (Evidenzstärke moderat). Der errechnete durchschnittliche Unterschied in den Gesamtkosten für PCI im Vergleich zur alleinigen optimalen MT betrug 4.217 Euro pro Patient, die inkrementelle Kostenwirksamkeitsrelation 24.805 Euro pro Lebensjahr eines Patienten mit vermiedenen AP-Anfällen (Evidenzstärke moderat). Schlussfolgerungen: Die ermittelte inkrementelle Kostenwirksamkeitsrelation pro Lebensjahr eines Patienten mit vermiedenen AP-Anfällen kann nicht als kostenwirksam für den zusätzlichen routinemäßigen Einsatz von PCI gegenüber alleiniger optimaler MT bei Patienten mit stabiler AP angesehen werden und kann daher aus gesundheitsökonomischer Sicht nicht empfohlen werden.