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DOI: 10.1055/s-0032-1323118
TED-Befragung zu Kenntnisstand und Haltung zu ethischen Entscheidungen am Lebensende bei Medizinstudierenden vor dem PJ
Fragestellung: Welche Haltung haben Medizinstudierende vor dem PJ zu ethischen Entscheidungen am Lebensende, zu Therapiezieländerung und Therapiebegrenzung i.R. von Vorausverfügungen? Wie ist ihre Position zu Formen der Sterbehilfe, insbesondere Tötung auf Verlangen?
Methodik: Im Rahmen des neu eingeführten Querschnittbereichs Palliativmedizin nahmen die Studierenden des 10. Semesters an einer TED-Befragung zu ethischen Entscheidungen am Lebensende teil. Die Befragung war in eine entsprechende thematische Unterrichtseinheit integriert und fand in 8 vertrauten Gruppen von 18–25 Studierenden statt.
Ergebnis: Alle 176 Studierenden nahmen an der Befragung teil. Aufgrund eines technischen Problems konnten die Daten einer der 8 Gruppen nicht in die Gesamtauswertung einbezogen werden. 39% der Studierenden (62/157) befürworteten die sog. aktive Sterbehilfe (Tötung auf Verlangen), 62% (97/157) den ärztlich assistierten Suizid. Tab.1 zeigt die Antworten auf die Frage nach der Zulässigkeit einer Beendigung medizinischer Maßnahmen bei einem Wachkomapatienten (im Einklang mit seinem geäußerten oder mutmaßlichen Willen) aus rechtlicher und aus persönlicher Sicht der Studierenden.
Antworten der Studierenden |
unzulässig aus persönlicher Sicht |
rechtlich unzulässig |
Verzicht auf Flüssigkeitszufuhr |
66/154 (43%) |
57/152 (37%) |
Verzicht auf antibiotische Therapie bei Pneumonie |
47/157 (30%) |
37/127 (29%) |
Beendigung der künstlichen Beatmung |
27/153 (18%) |
39/157 (25%) |
Verzicht auf künstliche Ernährung |
24/156 (15%) |
27/153 (18%) |
Schlussfolgerung: Im Vergleich zu Umfragen unter praktizierenden Ärzten befürworten Studierende vor dem PJ deutlich häufiger die Tötung auf Verlangen und den ärztlich assistierten Suizid. Gleichzeitig bestehen erhebliche Mängel in der Kenntnis der Zulässigkeit von Therapiebegrenzungen. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um zu überprüfen, ob sich durch eine Verbesserung der Wissensvermittlung zu palliativmedizinischen Optionen sowie zu ethischen und juristischen Hintergründen die Haltung der angehenden Ärzte verändert.