Zeitschrift für Palliativmedizin 2012; 13 - QB_14
DOI: 10.1055/s-0032-1323118

TED-Befragung zu Kenntnisstand und Haltung zu ethischen Entscheidungen am Lebensende bei Medizinstudierenden vor dem PJ

C Gerlach 1, R Laufenberg-Feldmann 2, S Mai 1, U Reinholz 1, R Schwab 2, M Weber 1
  • 1Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität, Interdisziplinäre Einrichtung für Palliativmedizin, Mainz, Germany
  • 2Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität, Klinik für Anästhesiologie Klinische Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin, Schmerztherapie, Mainz, Germany

Fragestellung: Welche Haltung haben Medizinstudierende vor dem PJ zu ethischen Entscheidungen am Lebensende, zu Therapiezieländerung und Therapiebegrenzung i.R. von Vorausverfügungen? Wie ist ihre Position zu Formen der Sterbehilfe, insbesondere Tötung auf Verlangen?

Methodik: Im Rahmen des neu eingeführten Querschnittbereichs Palliativmedizin nahmen die Studierenden des 10. Semesters an einer TED-Befragung zu ethischen Entscheidungen am Lebensende teil. Die Befragung war in eine entsprechende thematische Unterrichtseinheit integriert und fand in 8 vertrauten Gruppen von 18–25 Studierenden statt.

Ergebnis: Alle 176 Studierenden nahmen an der Befragung teil. Aufgrund eines technischen Problems konnten die Daten einer der 8 Gruppen nicht in die Gesamtauswertung einbezogen werden. 39% der Studierenden (62/157) befürworteten die sog. aktive Sterbehilfe (Tötung auf Verlangen), 62% (97/157) den ärztlich assistierten Suizid. Tab.1 zeigt die Antworten auf die Frage nach der Zulässigkeit einer Beendigung medizinischer Maßnahmen bei einem Wachkomapatienten (im Einklang mit seinem geäußerten oder mutmaßlichen Willen) aus rechtlicher und aus persönlicher Sicht der Studierenden.

Tab.1

Antworten der Studierenden

unzulässig aus persönlicher Sicht

rechtlich unzulässig

Verzicht auf Flüssigkeitszufuhr

66/154 (43%)

57/152 (37%)

Verzicht auf antibiotische Therapie bei Pneumonie

47/157 (30%)

37/127 (29%)

Beendigung der künstlichen Beatmung

27/153 (18%)

39/157 (25%)

Verzicht auf künstliche Ernährung

24/156 (15%)

27/153 (18%)

Schlussfolgerung: Im Vergleich zu Umfragen unter praktizierenden Ärzten befürworten Studierende vor dem PJ deutlich häufiger die Tötung auf Verlangen und den ärztlich assistierten Suizid. Gleichzeitig bestehen erhebliche Mängel in der Kenntnis der Zulässigkeit von Therapiebegrenzungen. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um zu überprüfen, ob sich durch eine Verbesserung der Wissensvermittlung zu palliativmedizinischen Optionen sowie zu ethischen und juristischen Hintergründen die Haltung der angehenden Ärzte verändert.